28.1., 1.,2.2., Jambiani, Uroa, Stonetown
Viel ist nicht mehr. Am Strand schaue ich den Kindern zu, wie sie bei Ebbe selbstgebastelte Segelboote in den Pfützen aussetzen oder Drachen steigen lassen. Einfältigere begnügen sich damit, die angespülten Plastikflaschen mit Sand oder Wasser zu füllen und wieder zurück ins Meer zu schleudern.
Wo ich gerade dabei bin. Ich glaube nicht, dass mir im Laufe einer Reise schon mehr Schwurbler und Sonderlinge als auf Sansibar untergekommen sind. Abends zeigt einer Fernsehaufnahmen von sich her, er ist leibhaftig in deutschen Nachrichtensendern zu sehen, wie er per Megaphon dümmliche Parolen in eine aufgebrachte Menge schreit. Der Staatsschutz habe ihn unter Beobachtung und ob ich nicht wisse, dass Cannabis Krebs heilt und die Chinesen einem Hundefleisch unterjubeln.
Stromausfall die ganze Nacht und bis zu unserer Abreise gegen Mittag. Seit sechs Wochen keine Nacht unter siebenundzwanzig Grad. Die letzte werde ich in Uroa verbringen und Hiasi plant, gleich länger dort zu bleiben. Leider gibt es auch im einstimmig zum Lieblingsresort gewählten Domizil keine Abkühlung für mich. Die Klimaanlage zeigt kryptische 77 an und lässt sich nicht verstellen und einer der neu angeschafften Ventilatoren, hergestellt in Pakistan, verpasst mir den ärgsten jemals ausgefassten Stromschlag, als ich ihn ortsverändern möchte. Beim Tauschgerät haut´s mich dann fast um und die freundliche Betreiberin meint dazu nur, da stimme wohl etwas mit der Wand nicht. Ich empfehle Isoliertapeten Marke Hinterholz 8, meine Pratze schmerzt noch eine ganze Weile bis zur Schulter hoch.
Am letzten Tag übergebe ich nicht mehr benötigte Habseligkeiten, mein grindiges Obstmesser samt letzter Mango, einen Reiseführer, Sonnenmilch und dergleichen an Interessierte und Zurückgebliebene, dann quere ich die Insel ein letztes Mal und retourniere endgültig das zu Schanden gerittene Gasrad. Nur wenige Muzungus schleppen sich schwitzend durch die Straßen. Viele Läden haben wegen des Ramadan geschlossen, aber nach Sonnenuntergang kommt wieder Schwung in die Bude, strömen die Leute in die Moscheen und freuen sich.
Seit ewig bin ich schon nicht mehr mit einem Tuktuk gefahren, heute bringt mich eines knatternd zum Flughafen. Die Namensgebung der gewählten Fluglinie Precision Air ist sehr ambitioniert, wenn nicht gar irreführend. Vor drei Jahren ist eine ihrer Propellermaschinen über die Landebahn geschossen und im Victoriasee abgesoffen. Da ich aber nächtliche Fährüberfahrten generell unheimlich finde und der Stunt auf dieser Strecke aufgrund einiger Unglücke in letzter Zeit auch keine wirkliche Alternative darstellt, gebe ich halt meine Holzkeule als Hauptgepäck auf und vertraue mich der Luftfahrt an, oh this is Afrika. Hunderte beleuchtete Schiffe zwischen Sansibar und dem Festland und Daressalam scheint riesig.
Insgesamt war´s hier ganz nett, aber in die schamlos übertriebenen, mitunter fantastischen Lobpreisungen der Fremdenverkehrspropaganda kann ich nicht einstimmen. So gut wie keine intakte Natur mehr und großer Ausverkauf an ausländische Investoren. Wie immer außerhalb Europas bestechen aber auch die Sansibaris mit oft absichtsloser Offen-, und Freundlichkeit und das alleine ist ja auch schon eine ganze Menge, oder.