3.4., Istanbul
Ganze Honigwaben und einschlägige Berieselung dazu beim Frühstück. Careless whisper von Wham und Another day in paradise von Phil Collins. Macht sich wirklich jemand die Mühe, für die Parallelgesellschaft hier den passenden Soundtrack zu gestalten?
Istanbul, ehemalige Hauptstadt des Römischen, des Byzantinischen und des Osmanischen Reiches. Alte Steine überall, die Altstadt ist teilweise Unesco-Weltkulturerbe. Istanbul, fünfzig Kilometer Ausdehnung von Norden nach Süden und rund hundert Kilometer von Osten nach Westen. Istanbul, Verkehrshölle mit der zweitgrößten Verkehrsdichte der Welt. Wenn wir in die Verlegenheit kommen, breitere Straßen überqueren zu müssen, laufen wir um unser Leben.
Vor fünfundzwanzig Jahren, unterwegs mit dem Schweden und dem Engländer mit zwei Trucks für die deutsche Sportbude, drehte ich notgedrungen eine halbe Stunde lang meine Runden in einem Kreisverkehr, bis uns endlich türkische Kollegen aus der Spirale des Todes befreiten. Navis gab´s noch keine, wir wussten nicht wohin und sobald wir uns irgendwo hinstellen wollten, kamen sofort Bullen angelaufen und forderten uns auf, uns umgehend zu schleichen.
Istanbul, graue Stadt. Kaum Grünflächen und kein einziger großer Stadtpark. Keine Bäume, nicht einmal Büsche. Jedem Bürger steht weniger als ein Quadratmeter Parkfläche zur Verfügung und in dieser Statistik sind die Grünstreifen zwischen den Richtungsfahrbahnen auf den Autobahnen schon mit eingerechnet.
In der Nähe des Hafens sitzen wir heute, trinken türkischen Kaffee und schauen nur so, wie es sich hier abspielt. Menschen schlagen Waren aller Art in großen Kartons um, verpacken, verladen, auf Tuk Tuks, Wägelchen, auf Mopeds, schleppen das Zeug schwitzend zu Fuß. Nach und von Afrika und Asien, Speditionen, Lagerhäuser, Sattelschlepper.
Ein Fischweckerl unter einer der Brücken, nur gucken, nix kaufen im großen Bazar unter bemaltem Deckengewölbe mit Trinkbrunnen aus Marmor, zwanzig Kilometer durch die Stadt schlendern, vorbei an den großen Moscheen, Hammams, Aquädukten und Bereitschaftspolizei nahe dem Taksimplatz. Ein bisschen Geld aus der Spendenkassa ist noch da für verschleierte Frauen in Schwarz, die Essen für ihre Kinder aus Müllsäcken aussortieren.
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