Samstag, 1. April 2023

 31.3., von Mustafapasa nach Beypazari 

Des Nächtens marschiert wieder lautstark der Mann mit der großen Trommel durch die Straßen. Er weckt dabei nicht nur mich, sondern vorwiegend die Fastenden, damit sie sich noch vor Sonnenaufgang stärken können. Boioioioioing. 

Ich mache mich auf gen Istanbul, die Gefährtin wird übermorgen ankommen. Im Radio ist so gut wie keine nichttürkische Musik zu empfangen, und wenn, dann werden die denkbar ausgelutschtesten Schnulzen gespielt. Heute isses zach. Die Landschaft ist nichtssagend, Ankara mit seinen sechs Millionen Einwohnern ist heftig, obwohl ich die Stadt ohne erkennbaren Anfang und ohne Ende schon am frühen Nachmittag durchfahre. 

Das einzige, das mir von Ankara in Erinnerung bleibt, ist ein Verkehrszeichen, das Straßenhund und Straßenkatze einmütig nebeneinander zeigt. Besonders die großen Streuner, von anatolischen Hirtenhunden abstammend, sind immer freundlich und zutraulich, die Türken behandeln sie gut. Einmal bekam ich vor den Toren einer Grünanlage schon zu lesen, dass die Strawanzer staatliches Eigentum sind und Tierquälerei streng bestraft wird. 

Nach vierhundert Kilometern reicht´s für heute, ich rolle aus in Beypazari. An einer Straßenkreuzung des osmanischen Relikts sticht ein bizarres Denkmal ins Auge, gigantische Karotten im Bündel. Hier wird der Karotte endlich die angemessene Anerkennung zuteil, wahrlich ein Topgemüse. Schneemänner könnten nicht riechen ohne sie und im Burgenland werden sogar Schwangerschaftstests mit ihr durchgeführt. Beißt jemand ab, nachdem der Patientin besagte Knolle zugeführt wurde, ist medizinisch evident, dass der Storch da war. 

Jedenfalls, in der Umgebung wird mehr als die Hälfte des türkischen Jahreskonsums angebaut. Jeder zweite Laden verkauft sie, in jedem zweiten Gericht ist sie. Aber erst nach Sonnenuntergang, eh klar. Bis dahin gebe ich mir die alten, dunklen Holzhäuser in den engen Gassen und schaue den Handwerkern bei ihrer Arbeit zu. Ein ereignisloser Tag.


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