Montag, 3. April 2023

 2.4., von Beypazari nach Istanbul

Frühmorgens stehen in den Straßen und Gassen Beypazaris Hütchen, wo gestern noch die Autos parkten, alles ist wie leer gefegt. Nicht, dass die mir schon wieder mein Auto abgeschleppt haben wegen eines Bauernmarktes oder einer Karottenparade, ich verfalle in Schnappatmung. Nein, nur meines und ein einziges anderes Gefährt stehen noch da, ich liebe die Türken. 

Durch ein wunderschönes Tal, dessen felsige, kahle Hänge in unterschiedlichen Farbschichten von grün über weiß bis hin zu rötlich leuchten, brettere ich und über Passstraßen, die mit Abstand kaputtesten der bisherigen Reise. Unerwartet eigentlich, Europa ist nicht mehr weit. Die Hunde liegen rudelweise im Regen zusammengerollt. Gegen Mittag erreiche ich Istanbul, vormals Konstantinopel, vormals Byzanz. Mit rund sechzehn Millionen Einwohnern eine der größten Metropolen der Welt. Die Stadt liegt auf beiden Seiten des Bosporus, verbindet Europa mit Asien. Es gäbe drei Brücken, das Feribot oder den brandneuen Tüneli, der unter der Meerenge verläuft. Durch letzteren fahre ich, ohne dafür zu bezahlen. Irgendwo müsste man sich vorab registrieren, Mauthäuschen gibt´s keine, also prelle ich die Zeche von drei Euro und hoffe auf spätere Nichtbelangbarkeit in der Heimat.  Absolut geschmeidig die Röhre, sicher eine technische Meisterleistung. 

Architektonisch ist die Palette breit. Altehrwürdige Moscheen stehen im Schatten extravaganter Wolkenkratzer. Entlang der Meerenge haben alte Festungen die Zeit überdauert. Am Wasser draußen parken Schiffe aller Art und Größe. Vor einigen Jahren sah ich im Rahmen eines Bootsausfluges mit der Holden sogar ein gigantisches U-Boot in Fahrt an der Wasseroberfläche. 

Apropos, wegen der bin ich ja eigentlich da Die kleine Jet Set-Maus macht hier für drei Tage Zwischenstopp am Weg nach Dubai, wo sie mit ihren liebreizenden, dauerbeschwipsten Freundinnen ein paar Tage Prosecco süffeln wird. 

Wenig los am Flughafen Atatürk, sehr wenig los. Ein Typ in einem Portierhäuschen wachelt mich weg, ich möge mich über die Häuser hauen. Sonst gibt´s noch zwei Ninja-Bullen, die auf unbeteiligt machen. Den einen behellige ich, er kann ein paar Brocken Englisch, und Folgendes ist die Quintessenz: Dieser Flughafen ist schon seit ein paar Jährchen dicht. Ich muss zum Istanbul Airport, fünfundvierzig Kilometer in Richtung Norden. Hart für die Nerven ist das Reisen mitunter. Keine Ahnung, kein Internetz, zwei Reiseführer mit, der eine elf Jahre alt und der andere dreizehn. Keine Fremdsprachenkenntnisse. Wenn der eine Scheriff mich nicht notdürftig aufgeklärt hätte, wäre ich wieder einmal angestanden. Gut, dass ich genügend Zeit für derartige Eventualitäten eingerechnet habe, alles geht sich aus. 

Eine Stunde wiedervereint kriechen wir durch den abendlichen Stau zur Fünfsternehütte, wo die Schnäppchenjägerin ein den Umständen entsprechend billiges Zimmer für uns aufgetan hat, sie möchte es schön haben. Ein Maybach fährt gerade weg, ein Angestellter parkt meinen Skoda ein. Ich lulle mich an, der Arme fährt indigniert mit meiner vollvermüllten Kiste von dannen. Lohnsklaven scharwenzeln um uns herum, bling bling.

Ein zielloser Spaziergang durch unser Viertel. Ein doppeltes Aquädukt, in einer Straße nur Fleischereien. Auf einer Brücke schauen wir den vielen Fischern zu. Weil es stark regnet, verziehen wir uns in ein Wirtshaus, der Kellner stellt uns zum Aufwärmen ein glühendes Kohlebecken hin.


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