Dienstag, 19. November 2013



18.11.2013

Am Weg nach Marokko, Wien bis Klagenfurt

Nach dem letzten gediegenen Frühstück bei Muttern starte ich los gen Afrika. Vor einem Monat habe ich für diese Mission eine BMW 650f erstanden, ein lupenreiner Impulskauf. Neues Service, neues Pickerl, Koffersystem, Tschickanzünder, Griffheizung. (Zumindest rechts) - Shut up and take my money. Neue Räder und neue Bremsen hat sie dann auch noch bekommen, da sollte eigentlich nicht mehr viel schief gehen. Die letzten Handgriffe in voller Montur unten auf der Gasse sind schweißtreibend. Die drei Rucksäcke müssen noch in den Motorrad- Koffern verstaut werden, das Navi will nirgendwo so richtig halten, der Fetzen zum frühmorgentlichen Trockenwischen des Sattels muss auch noch irgendwo hin. Zeug überall, viel zu viel Zeug. Ich bin nicht wirklich wendig unterwegs, ein Astronaut mit Übergewicht. Eine dicke Sturmhaube, darüber eine Kapuze, darüber ein Helm. Zwei Paar Handschuhe. Eine lange Unterhose mit aufgenähten Knieschützern (Mama!), darüber eine Hose, darüber eine Schihose. Zwei Paar Socken, darüber Billigsdorfer Motorradschuhe. Bis ich endlich in die Gänge komme rinnt mir der Schwitz in den Hals, das muss noch geübt werden. Bis nach Gibraltar werden´s um die 3500 Kilometer sein, das kommt noch auf die genaue Route an. Autobahnen und Mautstraßen sind kostenpflichtig und unsportlich und werden somit verweigert. Also die Triesterstraße raus und endlich kühlt mich der Fahrtwind wieder auf Betriebstemperatur runter. Terra inkognita beginnt schon ab Oeynhausen, das  Kaff liegt knapp nach Vösendorf. Der Wind bläst ganz ordentlich aber sonst spüre ich nichts. Bei St. Corona nehme ich die erste Bergetappe im dichten Nebel und verspüre eine leichte Kühle, ich hoffe noch, die könnte  von meiner eigenen Coolness kommen. Nach irgendeinem mit Schneehäufchen geschmückten Pass in Kärnten dämmert mir schließlich die Gewissheit: Es ist kalt, richtig kalt. Mir rinnt die Nase, mir tränt das Auge, die Zehen rollen abgefroren in den Böcken herum. Die Eisbären hinter mir, rette ich mich angeschlagen in eine Jugendherberge in Klagenfurt. Das ist nämlich meine Übernachtungs-Taktik gegen das Minuswachstum in der Geldbörse, kostet auch so noch unverschämt viel Kohle. Aber immerhin. Fast keiner da außer mir, ich residiere alleine in einem feudalen Vierbettzimmer mit fließend Wasser, Boden und einem Fenster. Was will man mehr, einen Getränkeautomaten ohne Bier gibt´s auch noch. Eigentlich wollte ich ja heute durchfetzen bis nach Bozen, haha. Ich bin schon froh, daß ich´s bis hierher geschafft habe. Mein weitester Mopettentrip der letzten fünf Jahre brachte mich gerade einmal bis nachWiener Neustadt, diese monströse Selbstüberschätzung ist sogar mir schleierhaft. Die Ereignisse in Kärnten überschlagen sich derweilen, laut „Krone“ haben Unbekannte in Lienz ein Hemd angezündet.

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