18.11.2013
Am Weg nach
Marokko, Wien bis Klagenfurt
Nach dem
letzten gediegenen Frühstück bei Muttern starte ich los gen Afrika. Vor einem
Monat habe ich für diese Mission eine BMW 650f erstanden, ein lupenreiner
Impulskauf. Neues Service, neues Pickerl, Koffersystem, Tschickanzünder, Griffheizung.
(Zumindest rechts) - Shut up and take my money. Neue Räder und neue Bremsen hat sie dann auch noch
bekommen, da sollte eigentlich nicht mehr viel schief gehen. Die letzten
Handgriffe in voller Montur unten auf der Gasse sind schweißtreibend. Die drei
Rucksäcke müssen noch in den Motorrad- Koffern verstaut werden, das Navi will
nirgendwo so richtig halten, der Fetzen zum frühmorgentlichen Trockenwischen
des Sattels muss auch noch irgendwo hin. Zeug überall, viel zu viel Zeug. Ich bin
nicht wirklich wendig unterwegs, ein Astronaut mit Übergewicht. Eine dicke
Sturmhaube, darüber eine Kapuze, darüber ein Helm. Zwei Paar Handschuhe. Eine
lange Unterhose mit aufgenähten Knieschützern (Mama!), darüber eine Hose, darüber
eine Schihose. Zwei Paar Socken, darüber Billigsdorfer Motorradschuhe. Bis ich
endlich in die Gänge komme rinnt mir der Schwitz in den Hals, das muss noch
geübt werden. Bis nach Gibraltar werden´s um die 3500 Kilometer sein, das kommt
noch auf die genaue Route an. Autobahnen und Mautstraßen sind kostenpflichtig
und unsportlich und werden somit verweigert. Also die Triesterstraße raus und endlich
kühlt mich der Fahrtwind wieder auf Betriebstemperatur runter. Terra inkognita beginnt
schon ab Oeynhausen, das Kaff liegt knapp
nach Vösendorf. Der Wind bläst ganz ordentlich aber sonst spüre ich nichts. Bei
St. Corona nehme ich die erste Bergetappe im dichten Nebel und verspüre eine
leichte Kühle, ich hoffe noch, die könnte von meiner eigenen Coolness kommen. Nach
irgendeinem mit Schneehäufchen geschmückten Pass in Kärnten dämmert mir schließlich die Gewissheit: Es
ist kalt, richtig kalt. Mir rinnt die Nase, mir tränt das Auge, die Zehen
rollen abgefroren in den Böcken herum. Die Eisbären hinter mir, rette ich mich angeschlagen
in eine Jugendherberge in Klagenfurt. Das ist nämlich meine Übernachtungs-Taktik
gegen das Minuswachstum in der Geldbörse, kostet auch so noch unverschämt viel
Kohle. Aber immerhin. Fast keiner da außer mir, ich residiere alleine in einem
feudalen Vierbettzimmer mit fließend Wasser, Boden und einem Fenster. Was will
man mehr, einen Getränkeautomaten ohne Bier gibt´s auch noch. Eigentlich wollte
ich ja heute durchfetzen bis nach Bozen, haha. Ich bin schon froh, daß ich´s
bis hierher geschafft habe. Mein weitester Mopettentrip der letzten fünf Jahre
brachte mich gerade einmal bis nachWiener Neustadt, diese monströse Selbstüberschätzung
ist sogar mir schleierhaft. Die Ereignisse in Kärnten überschlagen sich
derweilen, laut „Krone“ haben Unbekannte in Lienz ein Hemd angezündet.
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