22.11.,
Nizza
Ein
Spaziergang durch die Stadt. Ganz normal, daß hier Motorräder und gelegentlich
auch Autos am Gehsteig herumstehen. Und sogar die ältesten Fahrräder sind mit
massiven Ketten und Schlössern gegen Fladeranten gesichert. Nach ein paar
Minuten steh ich schon am Meer an. Der ewig lange Kieselstrand ist verwaist bis
auf einen Fischer, die Wellen rollen die Steine rauf und runter. Von der alten Festung
am Ende der Bucht schau ich über die Altstadt und die schneebedeckten Berge im
Hintergrund. Im Hafen sind schon die fetten Jachten eingewintert, Ferraris und
Lamborghinis cruisen herum. Vielleicht, weil sie keinen Parkplatz finden, die
dürften hier äußerst rar sein. Ein Typ steht entgeistert vor seinem Auto, das
ist frisch mit brauner Farbe beschmiert. Irgendwer hat ihm französische
Nettigkeiten auf die Motorhaube geschrieben und den Rest der Farbe beherzt rundumverteilt.
Die leere Dose mit dem Pinsel drin steht noch auf dem Autodach. Vielleicht ging´s
aber auch um etwas ganz anderes als um einen Parkplatzstreit, ich wollte wirklich
nicht nachfragen. Am Blumenmarkt in der Altstadt gibt´s kristallisierte Blüten
zu kaufen. Hier ist´s verwinkelt und leise, durch die vielen Stufen können auch
keine Mopeds durch die engen Gassen fetzen. Dann wird´s finster und die
Weihnachtsbeleuchtung geht an, die Leute gehen shoppen. Viel Bling Bling und
mittendrin zu viele „normale“ Leute, die um Geld betteln. Eine alte Frau hat
auf ein Kärtchen „s.v.p. pour vivre“ geschrieben, ein Alter küsst mir die Hand,
weil ich ihm ein paar Cent in seinen Becher schmeisse. Das sind keine
routinierten Sandler oder Alkis, das sind einfach Leute, denen ihr Geld irgendwie abhanden gekommen ist. Später trinke
ich Wein mit einem Japaner. Der ist gelernter Koch und sucht hier für ein paar
Monate die authentische französische Küche, bevor er sich irgendwo einen Job
sucht. Bei ihm daheim könnte er jederzeit was finden, sagt er. Hier bin ich mir
nicht so sicher. Morgen wird er auf jeden Fall für mich kochen, dafür bekommt
er auch einen Pulli.
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