Samstag, 23. November 2013



22.11., Nizza

Ein Spaziergang durch die Stadt. Ganz normal, daß hier Motorräder und gelegentlich auch Autos am Gehsteig herumstehen. Und sogar die ältesten Fahrräder sind mit massiven Ketten und Schlössern gegen Fladeranten gesichert. Nach ein paar Minuten steh ich schon am Meer an. Der ewig lange Kieselstrand ist verwaist bis auf einen Fischer, die Wellen rollen die Steine rauf und runter. Von der alten Festung am Ende der Bucht schau ich über die Altstadt und die schneebedeckten Berge im Hintergrund. Im Hafen sind schon die fetten Jachten eingewintert, Ferraris und Lamborghinis cruisen herum. Vielleicht, weil sie keinen Parkplatz finden, die dürften hier äußerst rar sein. Ein Typ steht entgeistert vor seinem Auto, das ist frisch mit brauner Farbe beschmiert. Irgendwer hat ihm französische Nettigkeiten auf die Motorhaube geschrieben und den Rest der Farbe beherzt rundumverteilt. Die leere Dose mit dem Pinsel drin steht noch auf dem Autodach. Vielleicht ging´s aber auch um etwas ganz anderes als um einen Parkplatzstreit, ich wollte wirklich nicht nachfragen. Am Blumenmarkt in der Altstadt gibt´s kristallisierte Blüten zu kaufen. Hier ist´s verwinkelt und leise, durch die vielen Stufen können auch keine Mopeds durch die engen Gassen fetzen. Dann wird´s finster und die Weihnachtsbeleuchtung geht an, die Leute gehen shoppen. Viel Bling Bling und mittendrin zu viele „normale“ Leute, die um Geld betteln. Eine alte Frau hat auf ein Kärtchen „s.v.p. pour vivre“ geschrieben, ein Alter küsst mir die Hand, weil ich ihm ein paar Cent in seinen Becher schmeisse. Das sind keine routinierten Sandler oder Alkis, das sind einfach Leute, denen ihr Geld  irgendwie abhanden gekommen ist. Später trinke ich Wein mit einem Japaner. Der ist gelernter Koch und sucht hier für ein paar Monate die authentische französische Küche, bevor er sich irgendwo einen Job sucht. Bei ihm daheim könnte er jederzeit was finden, sagt er. Hier bin ich mir nicht so sicher. Morgen wird er auf jeden Fall für mich kochen, dafür bekommt er auch einen Pulli.



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