Donnerstag, 30. März 2023

 30.3., Mustafapasa

Zwanzig Stunden lang hat es durchgehend ganz ordentlich geschneit, Winterwonderland. Und kalt isses! Dass die Wetterfuzzis immer recht haben müssen. Einen Traktor sehe ich beim Räumen, aber schon am Vormittag sind dank Tonnen an Salz wieder alle Straßen frei. In der steilen Einfahrt nach Göreme stehen noch verlassene Autos mitten auf der Fahrbahn, denen war die Abfahrt gestern scheinbar zu heftig. 

Heute gebe ich mir gemeinsam mit hunderten anderen Besuchern das Freiluftmuseum knapp außerhalb des Dorfes und es spielt sich ab. Multilinguale Guides, asiatische und indische Reisegruppen, Pferde, Kamele und Quads. Die Landschaft schon gewohnt psychedelisch. Bis zu vierzig Meter hohe Felsen in Form von Säulen, Kegeln, Pyramiden oder Pilzen, einst entstanden, als der viertausend Meter hohe Vulkan Erciyes Dagi ausbrach, geformt durch Erosion, Zauberei und andere paranormale Einflüsse. 

Hinzu kommt, dass an jeder zweiten Ecke Felsenkirchen der frühen Christen  in das Tuffgestein getrieben wurden. Jesus Christ Superstar mit seiner Partie in allen schon hinlänglich bekannten Lebenslagen, immer und immer wieder. Stinkefad und nur unfreiwillig aufgelockert durch misslungene Wandmalereien. Ein Pferd, dessen Kopf kleiner als sein Hals ist, ein Apostel mit Stielaugen. Auf einem Fresko hängt Jesus nackt am Kreuz ab, allerdings ohne Pimmel. So weit ich weiß, wurde einst im Zuge eines Konzils von christlichen Entscheidungsträgern beschlossen, dass Jesus zeitlebens niemals abstuhlen musste, aber dass er keinen Schlong haben darf, wäre mir neu. 

Auch eine Kirche des bösen Blickes gibt es, ein bis heute in der Türkei weit verbreiteter Aberglaube. Jedenfalls, es reicht wieder mit dem Herumkriechen in Höhlen, Fluchtburgen und Katakomben, ich komme mir schon vor wie Fred Feuerstein. Für einen schönen Wechsel der Perspektive würde sich zum Beispiel ein Heißluftballon anbieten, ich buche eine Tour für morgen. Zurück in Mustafapasa winkt der Wirt ab, seine Schwester ist eine der Ballonpilotinnen und diese Woche wird niemand fliegen. So kommt´s dann leider auch, ewig schade. Zum Trost ein Abendessen mit der Familie, ich konnte es nicht verhindern.


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