26.12., am toten Meer
Zaatar, eine Kräuterpaste aus Thymian, Sesam und Sumak mit Olivenöl vermischt, zum Frühstück am Rooftop mit Blick auf die versandelte Stadt, noch schnell das römische Theater besucht, dann holt uns eine schwarze Limousine ab. Herrschaftlich begeben wir uns zum toten Meer. An jedem Kreisverkehr der Stadt stehen Bullen und Militär mit vergitterten Autos und Pickups mit Maschinengewehren. In einer Dreiviertelstunde rollen wir 1300 Höhenmeter zum tiefsten Landpunkt der Erde, wo vierhundert Meter unter dem Meeresspiegel Bananenplantagen mit kostbarem Grundwasser bewässert werden und der Jordan ins tote Meer mündet, das eigentlich ein See ohne Abfluss ist, und dessen Wasserspiegel trotzdem jährlich um einen halben Meter sinkt. Im Jordantal herrscht neben Wasserknappheit subtropisches Klima und hier wächst scheinbar das ganze Obst und Gemüse der Nation.
Plastik City! Hilton, Hyatt, Kempinsky, Mövenpick, you name it, ein Resort neben dem anderen und sonst nichts. Keine Häuser, geschweige denn gewachsene Siedlungen weit und breit, nur eine beleuchtete Autobahn führt durchs Ghetto der Schönen und Reichen. Ich bin schön und Ena deckt den Rest ab, passt. Der Rezeptionist unserer verwaisten Edelbude gibt uns freundlicherweise ein besseres als das gebuchte Zimmer, Auswahl hat er genug. Ein paar hundert Gäste würde die Anlage sicher fassen, eine Hand voll verliert sich zwischen den Pools, Lounges, Bars und Liegen. Unten am "Meer" treiben einige wenige Menschen wie Sektkorken im Wasser und bald auch wir. Im Ansatz geleeartig wirkt die mit mehr als dreißig Prozent Salz angereicherte Suppe und untergehen ist unmöglich. Rasieren sollte man sich vor dem Baden gehen nicht und Augen und Mund sind tunlichst vor dem Wasser zu schützen, Brustschwimmen kann man auch vergessen. Man dreht und kippt leicht. Sitzend herumzuhundeln ist die Fortbewegungsart der Wahl.
Die eigentliche Schlammsuhle am Ufer ist gesperrt, wir schmieren uns flachendeckend mit gesundem Dreck aus grindigen Kübeln ein. Der trocknet dann in der Sonne, die lästigen Fliegen freuen sich und Ena bekommt eine Vorahnung, wie ihre Haut in ein paar Jahren aussehen wird. Abends gibt´s Buffet, da klappt sie ihren Reservemagen aus.
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