Donnerstag, 23. Dezember 2021

 23.12., Petra 

Nach dem seeehr kalten Sonnenaufgang laben wir uns an seeehr frugalem Frühstück bestehend aus gekochten Eiern, Eckerlkäse und Fladen, dann fetzen wir raus aus der Wüste und hüpfen in den Minibus nach Petra. Auch heute nichts als Steine. Nur fünf Prozent des Staatsgebietes sind fruchtbar. Man fragt sich, wovon sich die sechs Millionen Jordanier überhaupt ernähren, und wo die ganzen Lebensmittel herkommen. Der Beifahrer füttert uns mit noch mehr Brot und bekommt dafür einen Kaugummi, dann beschallt er den Bus mit I am from Austria, ich konnte es ihm nicht ausreden, und einem albanischen Gassenhauer. Es folgen nationalistische Stücke, bei denen alle brav mitklatschen, man fürchtet sich etwas vor der Obrigkeit. 

Die Erdäpfel an der Kreuzung zum Desert Highway kauft der Fahrer nicht, umgerechnet fünf Euro für acht Kilo sind ihm zu teuer, aber viel billiger wird´s nicht werden. Ein kurzer Vergleich der gängigen Grundnahrungsmittel ergibt ein mit Österreich vergleichbares Preisniveau, wobei das jordanische Durchschnittseinkommen vor Corona bei rund 600 Euro lag. Seit Ausbruch der Seuche sind ohnehin alle abgestiert, vom Staat kommt wenig bis nix. 

Nicht zuletzt deswegen steigen wir zwei Stunden später um einen Bettel in einer gediegenen Bude in Wadi Musa ab, einer Kleinstadt direkt neben den Ausgrabungen von Petra. Der Eintritt ist saftig. Knapp siebzig Juros für zwei Tage, wenigstens zahlen die Einheimischen nur knapp über einen Euro für die Besichtigung des nationalen Erbes. Indiana Jones hat sich hier staubig gemacht und manche sehen in Petra eines der neuen sieben Weltwunder. Viel schreibe ich nicht über Petra, kann der Hobbyarchäologe alles an anderer Stelle nachlesen, nur so viel: Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen ist die Anlage extrem geil. 

Wenn wir etwas im Überfluß haben, dann sind es Felsen. Lasst uns eine Stadt wie einen überdimensionalen, prächtig geschmückten Schweizer Käse in ihnen bauen, haben sich wohl die historischen Präjordanier, die Nabatäer gedacht, und haben Hammer und Meißel in die Hände genommen.  Quasi durch einen kilometerlangen, allerdings natürlich entstandenen Spalt in der Felsenlandschaft gelangen wir in die weitläufige Stadt und geben uns die in den Stein gehauenen Tempel, Gräber, Behausungen und Theater, während uns rund um die Augen schwarz geschminkte Typen im Minutentakt anhauen. Mit stinkigen Zwergpferden, brüllenden Eseln oder Kamelen sollen wir reiten, zu diesem oder jenem Aussichtspunkt mit ihnen latschen, Zeug kaufen, Kekse herausrücken. Viele Besucher sind nicht da, das steigert das Interesse an uns.1,3 Millionen Touristen zählte man 2019, nur ein paar Tausend kamen im letzten Jahr und heuer.

Bei Sonnenuntergang fahren vergitterte Polizeiautos mit Blaulicht vor und räumen die Anlage, morgen kommen wir wieder.


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