Dienstag, 21. Dezember 2021

 Königreich Jordanien, Dez. 2021

20.12., Aqaba

Mehr als zehn Prozent der Sitzplätze im Flugzeug nach Aqaba sind sicher nicht besetzt, mehr wollten sich die Auflagen für die Einreise in das haschemitische Königreich Jordanien scheinbar nicht antun.

Abends um Sieben wachsen die Holde und ich bei fünfzehn Grad aus dem Flieger und stellen uns den Formalitäten. Beantragung des Visums, Abstempelung desselben, Vorweisen der Einreiseanmeldung, der Gesundheitserklärung, eines aktuellen Testnachweises, nur die eigentlich vorgeschriebene Reiseversicherung interessiert niemanden. Noch einmal wird unter der Aufsicht von teilweise verschlagen wirkenden Geheimpolizei-Visagen kostenpflichtig in unseren Nasen gebohrt, dann werden wir in die südjordanische Freihandelszone entlassen. Wir schreiben das Jahr 1441 nach der Auswanderung Mohammeds von Mekka nach Medina und das trifft es ganz gut. Masken werden in der Außenwelt wenn überhaupt, nur mehr als Kinnschutz getragen, wobei die Straßen bis auf streunende Katzen und ein paar Fledermäuse nahezu leer sind. Ein großer Kreisverkehr mit symbolischem Weihnachtsbaum, rundum geparkte Funkstreifen mit ihren Blaulichtern an, große Moscheen mit beschienenen Minaretten rundum. 

Der nervige Taxler, der während der Fahrt nicht müde wurde, sich in Dauerschleife als Transporteur nach Petra oder ins Wadi Rum anzubiedern, setzt uns schließlich angefressen im Marktgebiet von Aqaba aus, wo Männer unter grellen Neonlichtern in ihren Verschlägen hocken und Plastikramsch aus China anpreisen. Frauen sind, wenn überhaupt, nur in Form von menschgewordenen Überraschungseiern, also in Vollverschalung unterwegs. Aus kaputten Autos dringt orientalische Schleiftonmusik, Poster von Militaristen kleben an den Wänden.

Etwas deprimierend hier, viel Religion und Staatsgewalt im Spiel. Ansonsten so, wie ich mir den nahen Osten vorgestellt habe. Eine Art Mittelerde zwischen Europa, Afrika und Asien. Zwar mit  Westkeramik am Klo, allerdings schon mit Analdusche, das Zimmer akzeptabel, aber gleichzeitig schmuddelig. Die Kakerlaken nicht groß und nicht klein, das Wetter nicht kalt und nicht warm. Eine Heizung wäre vorhanden, ist aber so ohrenbetäubend laut, daß sie nicht verwendet werden kann. Also nach einer ersten Runde durch die Nachbarschaft mit dem Pulli in die Heia und erst einmal ankommen, morgen wird man weitersehen.


Keine Kommentare: