Samstag, 25. Dezember 2021

 25.12., Amman

Im Bus am Desert Highway unterwegs nach Amman. Stundenlang gurken wir durch leere Mondlandschaft, das große Nichts. Mitten in dieser Steinwüste irrt ein Hund umher, wo will der hin? Ein Weilchen später dreht ein großer Greifvogel seine Runden, vielleicht werden sich die zwei kennenlernen. 

Vor den Siedlungen stehen Zementwerke und Militäranlagen, an Moscheen gibt´s auch keinen Mangel. Kleinlastwagen transportieren Schafe auf ihren offenen Ladeflächen, Sattelschlepper sind unterwegs nach Syrien und in den Irak. Vor Amman sind Verkehrsschilder und -Hinweistafeln von Hand auf Mauern gepinselt, ein Auto zum Beispiel, daß aufgrund überhöhter Geschwindigkeit gegen einen Baum fährt. Totaler Unsinn natürlich, es gibt wie gesagt keine Bäume. 

Ebenfalls im Bus sitzen ein in Tschechien lebender Nigerianer und ein in Deutschland lebender Kanadier, der eigentlich Holländer ist. Mit Letzterem machen wir uns vom Busbahnhof zu Fuß auf den Weg ins Zentrum. Klein ist das Zimmer, in das wir einziehen, und noch viel kleiner ist sein Klo/Badezimmer. Hätte man Brechdurchfall, könnte man sich bequem beiden Symptomen gleichzeitig hingeben, so eng stehen sich Wasch- und Klomuschel  gegenüber. 

Die Stadt selbst ist kein Bemmerl, wir residieren ums Eck vom Souq. Schreiende Goldhändler sind so laut, daß man sich in ihrer Nähe die Ohren zuhalten muß, ein Typ quert mit zwei großen lebenden Truthähnen in Händen die Straße, Säcke mit Buschwerk und Blättern werden verkauft, schmutzige Katzen, Tauben und Hasen hocken in Käfigen, Losverkäufer und Blinde bahnen sich ihren Weg. Es wird geschoben und gedrängt, die Radieschen sind so groß wie Äpfel, ein Polizistenpärchen kauft sich einen Sack Gurken, es gibt Ketten mit Würsten und Würschtln mit Ketten und ganz dicke Schaufensterpuppen. Eine Schlange von Menschen stellt sich um Knafe, eine nudelige Süßspeise mit Käse an, der Verschlag hat einen eigenen Sheriff, der die Meute in Schach hält. Ein Mann aus Saudi Arabien fragt allen Ernstes uns nach dem Weg, er hätte sich völlig verlaufen. Ich trinke heute eineinhalb Liter Linsensuppe aus dem Becher, Ena ernährt sich hauptsächlich von Maroni.


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