18.11.,
Varadero
Kuba
von oben macht einen ganz saftigen Eindruck. Die meisten Straßen scheinen
unbefestigt zu sein. Viele Plantagen im Landesinneren, alles ist grün. Für
meine harten Devisen bekomme ich vor dem kleinen Flughafen wesentlich weniger von
der nur in Kuba anerkannten Touristenwährung Pesos Convertibles ausbezahlt als erwartet. Die Manifestation
staatlicher Goldgräberstimmung in baldiger Erwartung unzähliger
zahlungskräftiger amerikanischer Touristen, sobald im Zuge der knospenden
zwischenstaatlichen Entspannung die Visabeschränkungen für sie gefallen sind.
Vorerst jedenfalls strömen die Touristen der restlichen Welt verstärkt ins
Land, auf der Suche nach dem ursprünglichen, exotischen Kuba, das sich noch
gegen die Imperialisten im Norden stemmt, bevor die hier das Kommando
übernehmen werden. Auch ich habe aus diesem Grund meine asiatischen Pfade
verlassen obwohl ich weiß, dass wir alle schon etliche Jahre zu spät dran sind.
Den
öffentlichen Bus in die Stadt lasse ich aufgrund eines sprachlichen Missverständnisses
ziehen. Dass Terminal nichts mit
Flughäfen zu tun hat, sondern Bahnhof bedeutet, werde ich mir merken. Nach der
ersten, zaghaften Kontaktaufnahme mit Umstehenden sehe ich mich in meiner
Vermutung bestätigt, dass es in Kuba ganz toll wäre, Spanisch sprechen zu
können und finde immerhin heraus, dass der nächste Bus nach Varadero in ein
paar Stunden oder auch gar nicht mehr fahren wird. So kaufe ich mich beim
organisierten Reisebus einer kanadischen Pensionistentruppe ein, werde von der
Reiseleiterin im Niemandsland ausgesetzt und gehe den letzten Kilometer zum reservierten
Quartier zu Fuß. Hochsommerliche Temperaturen, das Klischee erfüllende
amerikanische Oldtimer auf den Straßen, die erstaunlich aufwendig restaurierten
unter ihnen fungieren als Taxis für die überwiegend kanadischen Touristen. Als
ein Cabrio um die Ecke cruist, aus dem kubanische Musik dringt, erwachen zwei
dicke Mamas am Straßenrand umgehend aus ihrer mittäglichen Lethargie und
schieben im Takt die Hüften vor und zurück, bis die Musik sich nach ein paar
Sekunden wieder verliert. Palmen, ein paar streunende Hunde, Taxler auf Mopeds
mit eiförmiger Fahrgastüberdachung hupen mir, Keiler verteilen Kärtchen mit
Adressen von Casas Privadas, der
Alternative zu den staatlichen Hotels. Diese Privatunterkünfte kann man nicht
übers Internet buchen, theoretisch muss man aber drei Nächtigungen nachweisen
können, um überhaupt ins Land gelassen zu werden. Diese Vorgabe hat sich bei
der Einreise nicht bewahrheitet aber was weiß man im Vorhinein, deswegen
residiere ich vorerst staatlich. Den Weg zur Botschaft und die Kosten für das
Visum hätte ich mir auch sparen können, die wurden freigiebig an Bord des
Flugzeuges verteilt und waren im Flugpreis inbegriffen. Mein Hotel, das Dos Mares ist natürlich eines der
billigeren und sogar über meine Erwartungen hinaus schäbig. Das Zimmer so
klein, dass ich es mit geschwollenen Füssen gar nicht betreten könnte, alle
Glühbirnen kaputt, nackte, gesprungene Keramik in der Nasszelle mit Psycho-Vorhang. Immerhin, ein
prähistorisches Klimagerät. Zwar so laut wie ein Industriestaubsauger und mit
nur einer möglichen Einstellung, sehr kalt, aber ein Lichtblick. Nicht nur die
Sprungfedern des Bettesquietschen entzückt, als ich mich für den Rest des Tages
in die Waagrechte begebe.
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