Samstag, 21. November 2015



18.11., Varadero

Kuba von oben macht einen ganz saftigen Eindruck. Die meisten Straßen scheinen unbefestigt zu sein. Viele Plantagen im Landesinneren, alles ist grün. Für meine harten Devisen bekomme ich vor dem kleinen Flughafen wesentlich weniger von der nur in Kuba anerkannten Touristenwährung Pesos Convertibles ausbezahlt als erwartet. Die Manifestation staatlicher Goldgräberstimmung in baldiger Erwartung unzähliger zahlungskräftiger amerikanischer Touristen, sobald im Zuge der knospenden zwischenstaatlichen Entspannung die Visabeschränkungen für sie gefallen sind. Vorerst jedenfalls strömen die Touristen der restlichen Welt verstärkt ins Land, auf der Suche nach dem ursprünglichen, exotischen Kuba, das sich noch gegen die Imperialisten im Norden stemmt, bevor die hier das Kommando übernehmen werden. Auch ich habe aus diesem Grund meine asiatischen Pfade verlassen obwohl ich weiß, dass wir alle schon etliche Jahre zu spät dran sind.
Den öffentlichen Bus in die Stadt lasse ich aufgrund eines sprachlichen Missverständnisses ziehen. Dass Terminal nichts mit Flughäfen zu tun hat, sondern Bahnhof bedeutet, werde ich mir merken. Nach der ersten, zaghaften Kontaktaufnahme mit Umstehenden sehe ich mich in meiner Vermutung bestätigt, dass es in Kuba ganz toll wäre, Spanisch sprechen zu können und finde immerhin heraus, dass der nächste Bus nach Varadero in ein paar Stunden oder auch gar nicht mehr fahren wird. So kaufe ich mich beim organisierten Reisebus einer kanadischen Pensionistentruppe ein, werde von der Reiseleiterin im Niemandsland ausgesetzt und gehe den letzten Kilometer zum reservierten Quartier zu Fuß. Hochsommerliche Temperaturen, das Klischee erfüllende amerikanische Oldtimer auf den Straßen, die erstaunlich aufwendig restaurierten unter ihnen fungieren als Taxis für die überwiegend kanadischen Touristen. Als ein Cabrio um die Ecke cruist, aus dem kubanische Musik dringt, erwachen zwei dicke Mamas am Straßenrand umgehend aus ihrer mittäglichen Lethargie und schieben im Takt die Hüften vor und zurück, bis die Musik sich nach ein paar Sekunden wieder verliert. Palmen, ein paar streunende Hunde, Taxler auf Mopeds mit eiförmiger Fahrgastüberdachung hupen mir, Keiler verteilen Kärtchen mit Adressen von Casas Privadas, der Alternative zu den staatlichen Hotels. Diese Privatunterkünfte kann man nicht übers Internet buchen, theoretisch muss man aber drei Nächtigungen nachweisen können, um überhaupt ins Land gelassen zu werden. Diese Vorgabe hat sich bei der Einreise nicht bewahrheitet aber was weiß man im Vorhinein, deswegen residiere ich vorerst staatlich. Den Weg zur Botschaft und die Kosten für das Visum hätte ich mir auch sparen können, die wurden freigiebig an Bord des Flugzeuges verteilt und waren im Flugpreis inbegriffen. Mein Hotel, das Dos Mares ist natürlich eines der billigeren und sogar über meine Erwartungen hinaus schäbig. Das Zimmer so klein, dass ich es mit geschwollenen Füssen gar nicht betreten könnte, alle Glühbirnen kaputt, nackte, gesprungene Keramik in der Nasszelle mit Psycho-Vorhang. Immerhin, ein prähistorisches Klimagerät. Zwar so laut wie ein Industriestaubsauger und mit nur einer möglichen Einstellung, sehr kalt, aber ein Lichtblick. Nicht nur die Sprungfedern des Bettesquietschen entzückt, als ich mich für den Rest des Tages in die Waagrechte begebe.

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