24.11.,
Varadero
Nein,
Ganesh trifft es auch nicht ganz, ich habe einen kapitalen Patschen hinten.
Waren ja auch mindestens fünf Kilometer, die ich gestern noch damit gefahren
bin. Während der Zangler meiner Verleihbude den Reifen tauscht, stelle ich mich
fürs Internet an, da warten zehn Leute auf vier verfügbare Terminals. Im Freien
wohlgemerkt, damit es im Raum nicht so laut wird. Als es zu regnen beginnt
dürfen wir uns kurz unterstellen, dann aber wieder schnell raus auf die Straße
mit uns lästigen Bittstellern. Warten ist einer der zentralen Lebensinhalte in
Kuba. Auf den Bus, vor den Lebensmittelausgabestellen, auf bessere Zeiten. Die
werden sich aber nicht so schnell einstellen. Wer viel warten muss hat keine
Zeit mehr für wichtigere Dinge, arbeiten zum Beispiel. Schlangen werden keine
gebildet. Der neu Angekommene fragt einfach nach dem Letzten in der Runde.
Später stelle ich mich vor einer kleinen Bude an, wo die Einheimischen essen
gehen. Natürlich dauert es auch hier, bis die Teller aus der kleinen
Durchreiche geschoben werden aber hier zahlt sich das Warten wenigstens aus.
Das gemischte Fleisch mit orangenem Reis und unbekanntem,
transparent-weißlichem Gemüse schmeckt ausgezeichnet. Mit dem Teller setzt man
sich dann in die gegenüberliegende Wiese. Einige essen auch im Stehen. Zurück beim
Verleiher erzählt mir der Mitarbeiter noch, dass sich die Firma gestern nur
deswegen für eine kulante Lösung entschieden hätte, weil sie mich für einen Schwachsinnigen
halten, dann fahre ich wieder los nach Süden. Gestern Abend und in der Nacht
hat es geschüttet, viele Senken stehen unter Wasser. Wie schon beim ersten Mal
steht ein Typ in Zivil an der Ausfallstraße von Cartegna und wachelt mit den
Händen. NoNo, Segnor! Ich kann nur mit den Schultern zucken und weiterfahren,
ich durchschaue das System nicht. Wer sind diese Schädln? Mitarbeiter der
Verleihfirma wohl nicht. Die wissen ja, dass ich in ganz Kuba herumgurken
möchte. Dann gibt’s in jedem noch so kleinen Kaff die „Vereinigung der Freunde
der Revolution“, Spitzel und Sittenwächter im Namen der Obrigkeit. Aber was
könnten die von mir wollen? Anyway. Über Coliseo, Jovellanos und Torriente
komme ich wieder zur Schweinebucht. La
primeragranDerrota del ImperialismoYanqui en America Latinaging hier laut
riesiger Propagandatafeln ab, die erste große Niederlage des Imperialismus in
Lateinamerika. Soll sein, Hauptsache, ich bekomme bald Sprudel Especial für
mein Häusl. Die paar Tankstellen in der Gegend haben nur Regular aber mein
Gefährt verlangt nach Besserem. Also einen Umweg über die Autopista einlegen,
die den Westen mit dem Osten Kubas verbindet und dann die Küste entlang nach
Playa Giron. Die Luft ist erfüllt mit Schwärmen unzähliger, großer Libellen,
die wenigstens schnell und schlau genug sind, mir im letzten Augenblick
auszuweichen. Der Blick auf das Meer und die untergehende Sonne ist meistens
frei, wenn nicht gerade Mangrovenbäume die Aussicht versperren. Ein Typ in
Gummistiefeln, der ein Pferd hinter seinem Fahrrad herzieht, bringt mich zu
einem Privatzimmer, dann gehe ich etwas essen. Kubanischen Wirten finde ich
keinen, bleibt nur der Touristenwirt. Wie ich mein Hendl gerne hätte, welldone,
medium oder rare?, fragt mich dort der Koch, der sich sogar erblödet hat, eine
behinderte Haube aufzusetzen. Glaubt der allen Ernstes, ich möchte ein rohes
Hendl fressen? Ein illegal über Mexico eingereister Amirentner faselt mich mit
heißer Luft zu. Wenn wir so wären wie die Kubaner, könnten wir die Erderwärmung
stoppen, die seien so bescheiden und bräuchten nur ganz wenig Geld. Hoffentlich
erwischen sie ihn daheim bei der Einreise, das kann ihn bis zu fünfzigtausend
Dollar Strafe kosten.
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