Samstag, 28. November 2015



24.11., Varadero
Nein, Ganesh trifft es auch nicht ganz, ich habe einen kapitalen Patschen hinten. Waren ja auch mindestens fünf Kilometer, die ich gestern noch damit gefahren bin. Während der Zangler meiner Verleihbude den Reifen tauscht, stelle ich mich fürs Internet an, da warten zehn Leute auf vier verfügbare Terminals. Im Freien wohlgemerkt, damit es im Raum nicht so laut wird. Als es zu regnen beginnt dürfen wir uns kurz unterstellen, dann aber wieder schnell raus auf die Straße mit uns lästigen Bittstellern. Warten ist einer der zentralen Lebensinhalte in Kuba. Auf den Bus, vor den Lebensmittelausgabestellen, auf bessere Zeiten. Die werden sich aber nicht so schnell einstellen. Wer viel warten muss hat keine Zeit mehr für wichtigere Dinge, arbeiten zum Beispiel. Schlangen werden keine gebildet. Der neu Angekommene fragt einfach nach dem Letzten in der Runde. Später stelle ich mich vor einer kleinen Bude an, wo die Einheimischen essen gehen. Natürlich dauert es auch hier, bis die Teller aus der kleinen Durchreiche geschoben werden aber hier zahlt sich das Warten wenigstens aus. Das gemischte Fleisch mit orangenem Reis und unbekanntem, transparent-weißlichem Gemüse schmeckt ausgezeichnet. Mit dem Teller setzt man sich dann in die gegenüberliegende Wiese. Einige essen auch im Stehen. Zurück beim Verleiher erzählt mir der Mitarbeiter noch, dass sich die Firma gestern nur deswegen für eine kulante Lösung entschieden hätte, weil sie mich für einen Schwachsinnigen halten, dann fahre ich wieder los nach Süden. Gestern Abend und in der Nacht hat es geschüttet, viele Senken stehen unter Wasser. Wie schon beim ersten Mal steht ein Typ in Zivil an der Ausfallstraße von Cartegna und wachelt mit den Händen. NoNo, Segnor! Ich kann nur mit den Schultern zucken und weiterfahren, ich durchschaue das System nicht. Wer sind diese Schädln? Mitarbeiter der Verleihfirma wohl nicht. Die wissen ja, dass ich in ganz Kuba herumgurken möchte. Dann gibt’s in jedem noch so kleinen Kaff die „Vereinigung der Freunde der Revolution“, Spitzel und Sittenwächter im Namen der Obrigkeit. Aber was könnten die von mir wollen? Anyway. Über Coliseo, Jovellanos und Torriente komme ich wieder zur Schweinebucht. La primeragranDerrota del ImperialismoYanqui en America Latinaging hier laut riesiger Propagandatafeln ab, die erste große Niederlage des Imperialismus in Lateinamerika. Soll sein, Hauptsache, ich bekomme bald Sprudel Especial für mein Häusl. Die paar Tankstellen in der Gegend haben nur Regular aber mein Gefährt verlangt nach Besserem. Also einen Umweg über die Autopista einlegen, die den Westen mit dem Osten Kubas verbindet und dann die Küste entlang nach Playa Giron. Die Luft ist erfüllt mit Schwärmen unzähliger, großer Libellen, die wenigstens schnell und schlau genug sind, mir im letzten Augenblick auszuweichen. Der Blick auf das Meer und die untergehende Sonne ist meistens frei, wenn nicht gerade Mangrovenbäume die Aussicht versperren. Ein Typ in Gummistiefeln, der ein Pferd hinter seinem Fahrrad herzieht, bringt mich zu einem Privatzimmer, dann gehe ich etwas essen. Kubanischen Wirten finde ich keinen, bleibt nur der Touristenwirt. Wie ich mein Hendl gerne hätte, welldone, medium oder rare?, fragt mich dort der Koch, der sich sogar erblödet hat, eine behinderte Haube aufzusetzen. Glaubt der allen Ernstes, ich möchte ein rohes Hendl fressen? Ein illegal über Mexico eingereister Amirentner faselt mich mit heißer Luft zu. Wenn wir so wären wie die Kubaner, könnten wir die Erderwärmung stoppen, die seien so bescheiden und bräuchten nur ganz wenig Geld. Hoffentlich erwischen sie ihn daheim bei der Einreise, das kann ihn bis zu fünfzigtausend Dollar Strafe kosten.

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