Samstag, 21. November 2015



20.11., Varadero
Nach Zen beim Frühstück latsche ich den langen Weg zum einzigen staatlich geleiteten Internetanbieter der Stadt. Die letzten Tage gab’s keine Verbindung, entsprechend hoch ist der Andrang. Per freigelegtem Code vom Rubellos darf ich mich für eine halbe Stunde einwählen, wobei zum Beispiel Seiten mit politischem Inhalt gesperrt sind. Später nehme ich im einzigen staatlich geführten Reisebüro zur Kenntnis, dass sich der für Touristen zugängliche öffentliche Transport auf die größeren Städte der Insel beschränkt, für gewünschte Ziele dazwischen könne ich ein Taxi nehmen. Auf meine Frage, ob mir nicht irgendwer von ihren Bekannten ein Moped leihen möchte ernte ich nur ein mitleidiges Lächeln. Es scheint, als ob die Kubaner ganz glücklich sind mit ihrem sozialistischen Prinzip. Vielleicht hindern sie auch die Umstände daran, kleinunternehmerische Vorstöße zu wagen.
In einem kleinen Haus aus Holz betreiben ein paar FrauenAirobios, im nächsten zur Straße offenen Raum zerren verschwitzte Gestalten beim Judotraining aneinander. Draußen hat es gute dreißig Grad. In einer Fast Food-Bude erstehe ich einen innen noch blutigen Hendlhaxen, im Supermercado einen Maissnack, der so stark nach Knoblauch schmeckt, dass mir die Holde Hausverbot erteilen würde. Ich genieße die Freiheit des Reisenden. Ein weiteres kulinarisches Highlight heute ist ein Glas mit Oliven, die etwas größer sind als Erbsen. Im Glas finden sich auch Stängel und Blätter, sehr rustikal. Das Meer ist dabei immer in Reichweite, ich kann mich bloß noch nicht überwinden, rein zu gehen. Lieber lausche ich einer Combo, die vor den paar Tischen meines Hotels zur Straße raus aufspielt. Der Pianist auf seinem Elektrogerät spielt dabei so falsch, dass er entweder sehr jazzlastig oder schlicht ahnungslos ist. Die beiden Sängerinnen schaffen es, ihre Lieder mit minimalsten Bewegungen perfekt im Rhythmus zu garnieren, während sie noch auf diversen Holzteilen herumratschen. Auf der Straße traben die Pferdekutschen vorbei und uralte Lastwagen mit langer Motorhaube, cruisende Polizeiautos bleiben stehen und die Bullen halten ein amikales Schwätzchen mit irgendwem.

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