20.11.,
Varadero
Nach
Zen beim Frühstück latsche ich den langen Weg zum einzigen staatlich geleiteten
Internetanbieter der Stadt. Die letzten Tage gab’s keine Verbindung,
entsprechend hoch ist der Andrang. Per freigelegtem Code vom Rubellos darf ich
mich für eine halbe Stunde einwählen, wobei zum Beispiel Seiten mit politischem
Inhalt gesperrt sind. Später nehme ich im einzigen staatlich geführten
Reisebüro zur Kenntnis, dass sich der für Touristen zugängliche öffentliche
Transport auf die größeren Städte der Insel beschränkt, für gewünschte Ziele
dazwischen könne ich ein Taxi nehmen. Auf meine Frage, ob mir nicht irgendwer
von ihren Bekannten ein Moped leihen möchte ernte ich nur ein mitleidiges
Lächeln. Es scheint, als ob die Kubaner ganz glücklich sind mit ihrem
sozialistischen Prinzip. Vielleicht hindern sie auch die Umstände daran,
kleinunternehmerische Vorstöße zu wagen.
In
einem kleinen Haus aus Holz betreiben ein paar FrauenAirobios, im nächsten zur Straße offenen Raum zerren verschwitzte
Gestalten beim Judotraining aneinander. Draußen hat es gute dreißig Grad. In
einer Fast Food-Bude erstehe ich einen innen noch blutigen Hendlhaxen, im
Supermercado einen Maissnack, der so stark nach Knoblauch schmeckt, dass mir
die Holde Hausverbot erteilen würde. Ich genieße die Freiheit des Reisenden.
Ein weiteres kulinarisches Highlight heute ist ein Glas mit Oliven, die etwas
größer sind als Erbsen. Im Glas finden sich auch Stängel und Blätter, sehr
rustikal. Das Meer ist dabei immer in Reichweite, ich kann mich bloß noch nicht
überwinden, rein zu gehen. Lieber lausche ich einer Combo, die vor den paar
Tischen meines Hotels zur Straße raus aufspielt. Der Pianist auf seinem
Elektrogerät spielt dabei so falsch, dass er entweder sehr jazzlastig oder
schlicht ahnungslos ist. Die beiden Sängerinnen schaffen es, ihre Lieder mit
minimalsten Bewegungen perfekt im Rhythmus zu garnieren, während sie noch auf
diversen Holzteilen herumratschen. Auf der Straße traben die Pferdekutschen
vorbei und uralte Lastwagen mit langer Motorhaube,
cruisende Polizeiautos bleiben stehen und die Bullen halten ein amikales
Schwätzchen mit irgendwem.
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