Dienstag, 24. November 2015



22.11., Caleton

Dieses Kaff liegt am oberen Ende der berühmten Schweinebucht, einst Schauplatz kolossalen Scheiterns der von der CIA organisierten „Invasion“ Kubas.  Der ambitionierte Versuch, mit Hilfe von Exilkubanern Fidel Castro zu stürzen endete, kaum dass er richtig begonnen hatte. Nach der Landung von 1400 Kämpfern versenkte die durch ihren Geheimdienst vorgewarnte kubanische Armee deren Versorgungsschiffe, während die USA sich in die Hose machtenund ihren Leuten am Boden die Luftunterstützung verweigerte. Wer von den verhinderten Befreiern nicht gleich abgemartert wurde, kam in Gefangenschaft, um ein Jahr später gegen haufenweise Lebensmittel und Medikamente wieder eingetauscht zu werden.Als ich gestern hier eingeritten bin habe ich die üppigen Gedenksteine entlang des Weges bemerkt, wo damals ein paar „Märtyrer des Vaterlandes“ im angrenzenden Mangrovengürtel ihr Leben ausgehaucht haben. Geschichtsträchtiger Boden also. Obendrein locken die damals versenkten Landungsboote zahlreiche Taucher an und der Rest genießt die schönen Strände und geht schnorcheln.
Frühstück mit herrlichem, starkem Kaffee, nur für den Vorarlberger nicht. Der verwechselt Salz und Zucker, die hier vollkommen ident und im gleichen Schälchen daherkommen.
Den kleinen Strand des Dorfes bewachen noch immer verfallene Befestigungsanlagen undüberwachsene Schützengräben. Kleine Einmann-Bunker sind reichlich in der ganzen Gegend verteilt. Überall werden kleine Häuser gebaut, wahrscheinlich für noch mehr Touristen. Mischmaschinen gibt’s keine, der Beton wird in aufgeschnittenen Lastwagenreifen von Hand angerührt. Am Weg zurHöhle Cueva de los Peceszickt Black Beauty etwas herum, wohl damit ich nicht aus der Übung komme. Vielleicht hat ihr das letzte Benzin nicht gemundet. In der siebzig Meter tiefen, geflutetenHöhle, die durch einen tektonischen Bruch entstanden ist, tummeln sich dann  bunte Fische aller Art, die durch unterirdische Durchgänge vom Meer her eingewandert sind. Die Küste ist vielleicht hundert Meter entfernt und überall unter der Oberfläche höre ich das Wasser glucksen. Die ganzen siebzig Meter bis zum Grund schaffe ich beim Schnorcheln nicht, aber zwei, drei Meter werden es schon gewesen sein. Im Meer selbst hält sich das Gebotene in bescheidenen Grenzen. Abgesehen voneigroßen, transparenten, quallenartigen Geschöpfen. Auf jeden gesichteten Fisch kommen locker hundert von diesen Viechern, sie sind überall. Wenigstens nesseln sie nicht, sonst wäre das hier Sperrgebiet. Am Weg zurück nach Caleton überholt mich ein Pelikan, schön. Während sich die Gemeinde auf der Dorfwiese versammelt hat, um einem wahnsinnig langweiligen Baseballmatch beizuwohnen, hänge ich meine Hängematte am Hausstrand auf, bis mich Regen und Wind vertreiben und ich mich in  meine Unterkunft verziehe. Privatwirtschaft in kleinster Dimension ist in Caletondurchaus erkennbar. Hausierer ziehen durch die Siedlung und preisen in lautstarkem Singsang von Besen über Knoblauchzöpfe Waren aller Art an. Neben der Dorfstraße verkaufen Kleinunternehmer unter kleinen Verschlägen süffige Pina Coladasmit Zimt und frittierte Teigbällchen mit sehr merkwürdigen, selbst zusammengerührten Saucen. Randy, der gemeinsam mit seiner Mutter zwei Zimmer in deren Haus vermietet, ist auch neu im Gewerbe und spricht noch überhaupt kein Englisch. Wir tauschen ein paar fundamentale Begriffe aus, bis Mama zum  Abendessen ruft. Fischsuppe mit Nachschlag, Reis mit Bohnen, Fisch und Manjok, Bananenchips, Obst. Ein Gedicht.

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