22.11.,
Caleton
Dieses
Kaff liegt am oberen Ende der berühmten Schweinebucht, einst Schauplatz
kolossalen Scheiterns der von der CIA organisierten „Invasion“ Kubas. Der ambitionierte Versuch, mit Hilfe von
Exilkubanern Fidel Castro zu stürzen endete, kaum dass er richtig begonnen
hatte. Nach der Landung von 1400 Kämpfern versenkte die durch ihren
Geheimdienst vorgewarnte kubanische Armee deren Versorgungsschiffe, während die
USA sich in die Hose machtenund ihren Leuten am Boden die Luftunterstützung
verweigerte. Wer von den verhinderten Befreiern nicht gleich abgemartert wurde,
kam in Gefangenschaft, um ein Jahr später gegen haufenweise Lebensmittel und
Medikamente wieder eingetauscht zu werden.Als ich gestern hier eingeritten bin
habe ich die üppigen Gedenksteine entlang des Weges bemerkt, wo damals ein paar
„Märtyrer des Vaterlandes“ im angrenzenden Mangrovengürtel ihr Leben
ausgehaucht haben. Geschichtsträchtiger Boden also. Obendrein locken die damals
versenkten Landungsboote zahlreiche Taucher an und der Rest genießt die schönen
Strände und geht schnorcheln.
Frühstück
mit herrlichem, starkem Kaffee, nur für den Vorarlberger nicht. Der verwechselt
Salz und Zucker, die hier vollkommen ident und im gleichen Schälchen
daherkommen.
Den
kleinen Strand des Dorfes bewachen noch immer verfallene Befestigungsanlagen undüberwachsene
Schützengräben. Kleine Einmann-Bunker sind reichlich in der ganzen Gegend
verteilt. Überall werden kleine Häuser gebaut, wahrscheinlich für noch mehr
Touristen. Mischmaschinen gibt’s keine, der Beton wird in aufgeschnittenen
Lastwagenreifen von Hand angerührt. Am Weg zurHöhle Cueva de los Peceszickt Black Beauty etwas herum, wohl damit ich
nicht aus der Übung komme. Vielleicht hat ihr das letzte Benzin nicht gemundet.
In der siebzig Meter tiefen, geflutetenHöhle, die durch einen tektonischen
Bruch entstanden ist, tummeln sich dann
bunte Fische aller Art, die durch unterirdische Durchgänge vom Meer her
eingewandert sind. Die Küste ist vielleicht hundert Meter entfernt und überall unter
der Oberfläche höre ich das Wasser glucksen. Die ganzen siebzig Meter bis zum
Grund schaffe ich beim Schnorcheln nicht, aber zwei, drei Meter werden es schon
gewesen sein. Im Meer selbst hält sich das Gebotene in bescheidenen Grenzen. Abgesehen
voneigroßen, transparenten, quallenartigen Geschöpfen. Auf jeden gesichteten Fisch
kommen locker hundert von diesen Viechern, sie sind überall. Wenigstens nesseln
sie nicht, sonst wäre das hier Sperrgebiet. Am Weg zurück nach Caleton überholt
mich ein Pelikan, schön. Während sich die Gemeinde auf der Dorfwiese versammelt
hat, um einem wahnsinnig langweiligen Baseballmatch beizuwohnen, hänge ich
meine Hängematte am Hausstrand auf, bis mich Regen und Wind vertreiben und ich
mich in meine Unterkunft verziehe.
Privatwirtschaft in kleinster Dimension ist in Caletondurchaus erkennbar. Hausierer
ziehen durch die Siedlung und preisen in lautstarkem Singsang von Besen über
Knoblauchzöpfe Waren aller Art an. Neben der Dorfstraße verkaufen
Kleinunternehmer unter kleinen Verschlägen süffige Pina Coladasmit Zimt und
frittierte Teigbällchen mit sehr merkwürdigen, selbst zusammengerührten Saucen.
Randy, der gemeinsam mit seiner Mutter zwei Zimmer in deren Haus vermietet, ist
auch neu im Gewerbe und spricht noch überhaupt kein Englisch. Wir tauschen ein
paar fundamentale Begriffe aus, bis Mama zum Abendessen ruft. Fischsuppe mit Nachschlag, Reis
mit Bohnen, Fisch und Manjok, Bananenchips, Obst. Ein Gedicht.
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