Donnerstag, 2. März 2017



2.3., Sydney, Kioloa
Während des Frühstücks in der Jugendherberge jammert ein Backpacker, er habe wegen des am Samstag in Sydney stattfindenden Mardi Gras für die nächsten drei Nächte keine Bleibe gefunden. Travelex, Magdalena und Stefsechef werden sich diesen Umzug nicht geben, obwohl gerade dieses Stadtviertel mit seinen zweistöckigen Häusern mit aufwändigen gusseisernen Balkongeländern ebenso in New Orleans angesiedelt sein könnte, der Hochburg des Mardi Gras. Sogar die abgefuckte Bude von Travelex verströmt noch einen letzten Hauch von Grandezza, hat Reste von Stuckatur an der Decke und einen offenen Kamin, der allerdings nicht mehr in Betrieb genommen werden darf. Wir jedenfalls setzen uns trotz schlechter Wetterprognose nach Kioloa ab, einem Küstendorf zweihundertfünfzig Kilometer weiter südlich. Text and drive-not the best way to meet Jesus, steht auf der obligatorischen Schautafel einer Kirche. Auf einem Bus die neueste Kreation von Mc Donald´s, der Down Under-Burger. Dafür haben sie einfach den Big Mäc auf den Kopf gestellt, nicht blöd. Im sonnigen Süden dreht sich dann alles ums Fischen. Sogar an der Tankstelle steht ein Automat mit Lebendköder bereit, die Würmer leben garantiert noch drei Monate ab Öffnen der Packung. Die Cabin, die wir für drei Nächte gemietet haben, ist dann nicht wie erwartet ein stillgelegter Wohnwagen, sondern ein äußerst adrettes kleines Haus mit allem, was man so braucht. Es steht hinter einem Sandstrand in einem großen Garten, auf dem um die zwanzig große und kleine Kängurus grasen. Ich bin entzückt. Sie sind überhaupt nicht scheu, hüpfen halt zwei Meter weiter, wenn man ihnen zu nahe kommt. Die Vermieterin meint, unten am Strand bei der Bootsrampe würden ein paar große Stachelrochen wohnen, die Fischer würden sie regelmäßig mit Beifang und Innereien füttern. Und tatsächlich kommt mir im hüfttiefen Wasser am einsamen Strand ein kapitaler Rochen entgegen, dreht keinen halben Meter vor mir ab. Ich hätte mir Exemplare so groß wie Pizzateller erwartet, aber das Gerät hier ist so groß wie ein Mantarochen und zieht einen respekteinflößenden Stachel hinter sich her. Im Sand liegen ein paar Blue Bottle-Quallen herum, ansonsten ist es traumhaft. Als es dämmert sitzen wir vorm Eigenheim und schlürfen ein VB, während die Kängurus mit ihren Ohren wackeln und in der Gegend herumhüpfen.

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