Dienstag, 28. Januar 2025

 28.1., Kizimkazi

Local Breakfast hat sein Für und Wider. Einerseits unterstützt man das hiesige Kleingewerbe, hat Promistatus und atmet den Hauch des Authentischen, andererseits ist die Auswahl dürftig. Noch nie sah zum Beispiel Gemüse das Innere meines heute gewählten Verschlages, die Insulaner kauen lediglich trockene Chapatis und schlürfen Ingwertee dazu. Auf Nachfrage bekomme ich ein Omelett und einen kleinen Fisch zur Flade, aber die Mission für heute lautet, Zwiebel, Tomaten und dergleichen auf Vorrat einzukaufen und fortan der Kochmama für raffiniertere Gerichte bereitzustellen. 

Am Strand bin ich wie immer das Opfer meiner guten Manieren, lasse mich von jedem Dahergelaufenen zutexten und verlasse den Schauplatz behangen mit Armbändern, befüllt mit Kokosnüssen und unter Eid zugesagten Transaktionen zu meinem Nachteil. Fast alle kennen mich schon von gestern, letzter Woche oder letztem Monat und in Anbetracht meiner schlechten Erinnerung muss ich ihnen wohl glauben.

Da ich dieses Kaff morgen hinter mir lassen möchte, kommt mir mittags in den Sinn, ich könnte meine nächste Destination hinsichtlich einer Unterkunft ja schon einmal auskundschaften, damit ich mir die Sucherei nach einem Quartier mit Kampfgepäck morgen erspare, Makunduchi ist ja nur fünfzehn Kilometer entfernt. Leider entscheide ich mich für einen strichliert eingezeichneten Weg entlang der Küste anstatt der asphaltierten Straße weiter nördlich und schon nach wenigen Minuten rinnt mir buchstäblich der Schweiß aus dem Helm, bei den bereitgestellten Eierschalen geht das. Blanker, löchriger, scharfkantiger Fels wechselt sich ab mit tiefem Sand, einmal verreckt das Moped und springt ewig nicht mehr an. Doch halt, auch ich lerne dazu. Nach einer halben Stunde mache ich kehrt und nehme die bedienerfreundlichere Alternativroute, was mich im Nachhinein ziemlich stolz macht. 

Viele Sterne in Makunduchi, aber nicht am Himmel. Unter zweihundert Juros die Nacht ist nichts aufzutreiben. Am Weg zurück komme ich im Hinterland noch an einem kleinen Boutique Hotel vorbei, Betreiber ist Hugo aus Rostock, der sich gerade mit dem Bürgermeister unterhält. Dem wächst seitlich irgendein gutmütiges Geschwür und niedrigen Blutdruck hat er auch, er geht von Fluch und Hexerei aus. Hugo rät ihm zu salziger Suppe am Morgen und mit der Wucherung solle er sich anfreunden. Eigentlich hält er hier Seminare für Ärzte, es geht um Umarmungen und überhaupt viel Körperlichkeit, erzählt er mir, nachdem der Bürgermeister gegangen ist, der Arzt müsse zu in erster Linie Freund sein. Das würde auch ihn langfristig glücklich machen. Dann spricht er lange über alternative Kulturen, Sichtweisen und Ansätze. Meine mit gänzlich unpassender Verve vorgetragene Meinung, Homöopathie sei nur etwas für Trotteln, weil wissenschaftlich belegt rein physikalisch absurd, Ayurveda sowieso Mumpitz und TCM nicht mehr als Folklore, haut ihn um und er spricht sich beinahe in Rage, bis wir irgendwie die Kurve bekommen und das Thema wechseln. Jedenfalls darf ich für zwei Nächte in einen seiner affengeilen Bungalows einziehen und das zum absoluten Sparfuchspreis. Vielleicht braucht er mich als schlechtes Beispiel für die zahlreich anwesenden Ärzte, als verkommenes Faktotum der Schulmedizin.

An der Bundesstraße hält mich später eine Kreatur in grüner Uniform auf, eher Militarist als Bulle. Ein bisschen Small Talk, dann sagt er, ich könne fahren und dann noch: Do you have something for me on the way? Mehr als ein wirsches No! fällt mir auf die Schnelle nicht ein und ich mache mich zügig vom Acker, hoffentlich treffen wir einander nicht wieder. Abends muss ich wieder zum Strandwirten Bier saufen, weil bei mir das Internet noch immer nicht funktioniert, alles nur für euch.


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