24.1., von Stonetown nach Fumba
Die Gastrodamen stellen mir schon ungefragt Suppe und Reisbrötchen hin, heute bei lautstarker Afromucke und regem Andrang. Eine Katze hilft mir dabei, ungenießbare Teile unauffällig verschwinden zu lassen. Ob ich auch gedenke, den Lunch hier einzunehmen? Heute nicht, ich breche auf gen Süden.
Den Strandzugang von Mbweni verhindert das wuchtige Schiebetor einer Botschaft, die sich scheinbar den gesamten Abschnitt eingerext hat, beim nächsten Versuch ein paar Kilometer weiter stampert mich ein Sicherheitsfuzzi einer Baufirma weg, hier wird ein Resort in bester Lage gebaut. Das House of Representatives an dem ich kurz danach vorbei komme, ein dem Kapitol nachempfundener Prachtbau, bestätigt die gängige Praxis. Alles für die Privilegierten, nix für´s Fußvolk.
Meine Reisegeschwindigkeit beträgt um die dreißig km/h, Raser fetzen mitunter mit einem Sechziger durch die Gegend, aber mehr geht einfach nicht. Schlechte Straßen, Dörfer, Menschen, Kühe und Ziegen bremsen den Verkehrsfluss. Männer auf Eselskarren reiten ihr Gefährt wie einen Streitwagen. Beim Restaurant Shining fungiert ein gewaltiger Baobabbaum mitten auf der Fahrbahn als Richtungsteiler. Bald geht die befestigte Straße in eine rumpelige Staubpiste über, ab jetzt geht´s noch langsamer vorwärts. Das Moped scheint recht geländegängig, der Rucksack liegt zwischen den Knien. Vor Fumba stehen hunderte baugleiche Betonskelette bereit für tausende Touristen, mit denen man wohl zeitnah rechnet. Fast hätte ich hier gestern ein Zimmer gebucht, inmitten der weitläufigen Baustelle wurden scheinbar schon einige Blocks fertig gestellt. Sonstige Infrastruktur: Null. Kein Schatten weit und breit, lähmende Hitze. Die ursprünglichen Wälder wurden schon vor längerer Zeit abgeholzt.
In Fumba gelingt es mir endlich, den Strand zu erreichen. Dort liegen Fischer im Schatten großer Bäume und schauen aufs Meer, dösen, genießen ihren Feierabend. In der Dünung schaukeln ihre Daus, Holzschiffe mit hohen Masten und trapezförmigen Segeln. Einbäume mit oder ohne Ausleger komplettieren die Flotte. Man fischt hauptsächlich nachts, außer wenn der Mond zu voll steht und es zu hell ist.
Bei einem Burschen melde ich mich für eine Standardtour morgen an, alle Touris unternehmen den selben Trip, dann hockt er sich auf den Sozius und gemeinsam folgen wir seinem Freund, der ein günstiges Quartier weiter im Landesinneren kennt. Dort steige ich ab in einer kleinen Festung mit hohen Mauern, Eisentor und Wachmann, das Zimmer ist tadellos, hat sogar eine Klimaanlage. Im Badezimmer stehen zwei verschiedenfarbige und unterschiedlich große Schlapfen. Mit kaltem Wasser wasche ich mir den Staub und den Hitzestau ab.
Neu geboren diniere ich abends Labberpommes mit scharf bei einer Jungunternehmerin am Straßenrand. Ein älterer Mann schält ihr die Erdäpfel, sie bringt sie in Form. Im kleinen Speiseraum laufen zwei Fritteusen auf Hochtouren, das Öl könnte man gelegentlich wechseln. Auf der Terrasse des Restaurants Membe schaue ich später aufs Meer und nuckle an einem Safari, dem ersten Bier seit einer Woche. Dessen Betreiber stellt sich als Vorarlberger heraus, ehemaliger Vermittler im Auftrag der Vereinten Nationen in so ziemlich allen bekannten Failed States und Shithole Countries dieses Kontinents. Räubergeschichten aus Ruanda, Somalia, Burundi, dem Kongo und dergleichen, Überfälle, Scharmützel, Intrigen und Verrat, wunderbar.
In finsterster Nacht bahne ich mir meinen Weg vorbei an kleinen Feuern, schemenhaften Menschen am Fahrbahnrand, Fröschen und Mäusen auf der Straße, hupe dem Sheriff meiner Festung, der das Tor hinter mir schließt, und drehe die Klimaanlage auf.
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