7.1., Tafraoute
Dieses Provinzstädtchen liegt
inmitten eines roten Granit- Massivs und dient den Touris hauptsächlich als
Ausgangspunkt für Rad- oder Wandertouren in die Umgebung. Das klingt dann doch
ziemlich anstrengend und deswegen tuckern wir die Gegend unsportlich aber
gechilled mit dem Gasrad ab. Vorher lasse ich noch die Kette spannen, war schon
höchste Zeit. Erste Station: „Napoleon´s Hat“, eine hoch aufgetürmte, allem Anschein
nach äußerst fragile Gesteinsformation,
unter der eine Ortschaft wohl darauf wartet, eines Tages von ihr erschlagen zu
werden. Zweite Station: Ein Siebzigkilometer- Gebirgsrundkurs. Der folgt im Tal
einem palmengesäumten, jetzt ausgetrockneten Flussbett, bezwingt Bergketten
aller Art, durchquert Dörfer und führt vorbei an verlassenen Bergsiedlungen,
die im Lauf der Jahre wieder vollständig mit ihrer Umgebung aus Fels und Staub verschmolzen
sind. Die Straße schlängelt sich auf Hochplateaus, Frauen verbergen rasch ihre
Gesichter und schauen uns trotzdem nach, Männer winken oder salutieren, die
meisten ignorieren uns. Wir machen Pause, während ein Esel Hohlbeton- Steine den
Hang rauf zu einer Baustelle schleppen muss. Immer so um die fünfzig Kilo, der
Esel selbst bringt sicher nicht mehr als achzig auf die Waage. Die genauere
Beschreibung der Landschaft spare ich mir lieber gleich, mein literarischer
Fundus ist diesbezüglich überschaubar. Nur so viel: Wir beide haben selten
zuvor etwas vergleichbar Schönes gesehen. Kurz vor Ende der Runde ist die Piste
durch einen Felssturz verschüttet und nicht passierbar. Das heißt: Alles wieder
retour fahren. Ok, soll nix Ärgeres passieren. Wieder zurück in Tafraoute ist´s
schon später Nachmittag, der Tank ist fast leer, der Hintern schmerzt, das
restliche Ausflugsprogramm des Tages streichen wir ersatzlos. Am Markt riecht´s
penetrant nach Weihrauch, der
kistenweise verkauft wird. Erinnert mich an die unfreiwilligen Kirchgänge
meiner Kindheit in kratzenden Hosen. Immer in der letzten Reihe, weil immer zu
spät, der Pfarrer weit vorne in fremden Zungen psalmierend. Statt labbrigen
Oblaten (der Leib Christi?) essen wir „Harira“ mit Kichererbsen und Datteln und
schauen ausgiebig.
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