Samstag, 18. Januar 2014


7.1., Tafraoute

 

Dieses Provinzstädtchen liegt inmitten eines roten Granit- Massivs und dient den Touris hauptsächlich als Ausgangspunkt für Rad- oder Wandertouren in die Umgebung. Das klingt dann doch ziemlich anstrengend und deswegen tuckern wir die Gegend unsportlich aber gechilled mit dem Gasrad ab. Vorher lasse ich noch die Kette spannen, war schon höchste Zeit. Erste Station: „Napoleon´s Hat“, eine hoch aufgetürmte, allem Anschein nach  äußerst fragile Gesteinsformation, unter der eine Ortschaft wohl darauf wartet, eines Tages von ihr erschlagen zu werden. Zweite Station: Ein Siebzigkilometer- Gebirgsrundkurs. Der folgt im Tal einem palmengesäumten, jetzt ausgetrockneten Flussbett, bezwingt Bergketten aller Art, durchquert Dörfer und führt vorbei an verlassenen Bergsiedlungen, die im Lauf der Jahre wieder vollständig mit ihrer Umgebung aus Fels und Staub verschmolzen sind. Die Straße schlängelt sich auf Hochplateaus, Frauen verbergen rasch ihre Gesichter und schauen uns trotzdem nach, Männer winken oder salutieren, die meisten ignorieren uns. Wir machen Pause, während ein Esel Hohlbeton- Steine den Hang rauf zu einer Baustelle schleppen muss. Immer so um die fünfzig Kilo, der Esel selbst bringt sicher nicht mehr als achzig auf die Waage. Die genauere Beschreibung der Landschaft spare ich mir lieber gleich, mein literarischer Fundus ist diesbezüglich überschaubar. Nur so viel: Wir beide haben selten zuvor etwas vergleichbar Schönes gesehen. Kurz vor Ende der Runde ist die Piste durch einen Felssturz verschüttet und nicht passierbar. Das heißt: Alles wieder retour fahren. Ok, soll nix Ärgeres passieren. Wieder zurück in Tafraoute ist´s schon später Nachmittag, der Tank ist fast leer, der Hintern schmerzt, das restliche Ausflugsprogramm des Tages streichen wir ersatzlos. Am Markt riecht´s penetrant  nach Weihrauch, der kistenweise verkauft wird. Erinnert mich an die unfreiwilligen Kirchgänge meiner Kindheit in kratzenden Hosen. Immer in der letzten Reihe, weil immer zu spät, der Pfarrer weit vorne in fremden Zungen psalmierend. Statt labbrigen Oblaten (der Leib Christi?) essen wir „Harira“ mit Kichererbsen und Datteln und schauen ausgiebig.

 

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