Samstag, 18. Januar 2014


 8.1., Von Tafraoute nach Taroudannt
 
Bergwertung! Die heutige Route führt direkt über den hohen Atlas, eine Bergkette, die Marokko von Norden nach Süden mittig durchzieht. Erfreulicherweise erreichen wir den Pass bei bestem Wetter, trotzdem ist´s saukalt und der Wind heult. Die engen Serpentinen ohne Leitplanken geben schwindelerregende Blicke in die Tiefe frei und oft fahren wir mittig oder noch weiter weg vom Abgrund  im ersten Gang, die vollen Hosen von den Böen gebeutelt. Hinterlistige Schlaglöcher würzen das abenteuerliche Unterfangen zusätzlich. Sollte ich dennoch kurzfristig der Gefahr anheim fallen, übermütig zu werden, weist mich mein Sozius mit Sicherheit wieder auf den rechten Weg zurück. Mit Schlägen gegen den Helm oder unfair in die zwangsläufig offene Flanke untermauert, gibt mir die Gefährtin Tier.- oder sonstige Kosenamen und weist mich in regelmäßigen Abständen freundlicherweise auf Offensichtlichkeiten hin. „Blödmann, hast´n Rad ab? Dort vorne is eine Kurve und du fährst hier mit zwanzig? Du hast wohl den Schuss nicht mehr gehört. Ich will hier oben nicht sterben!“ Taxlerschicksal. Wieder in der Tiefebene, brennt die Sonne runter und es hat an die dreißig Grad. Auch in Afrika  gibt´s die Sinnlosigkeit der Überproduktion. Glückliche Ziegen laben sich entlang der Straße an riesigen Haufen überreifer Mandarinen. In Taroudannt spazieren wir stundenlang  die alte Stadtmauer entlang. Teilweise wurde der Lehm durch den Zahn der Zeit ausgewaschen, die Zinnen schauen aus wie geschmolzene Kerzen. Aber beeindruckend sind die Wehrtürme und Prachttore und oft führt uns der Verlauf der Mauer in stille Ecken abseits des üblichen Wahnsinns. Zugemüllte, aber gemütliche Wohnviertel oder Brachland, spielende Kinder, schlafende Hunde.  Am Hauptplatz sitzen Zauberer mit ihren Echsen und Fellen und bieten  undurchschaubare Dienstleistungen an. Mandarinenbäume sind voll mit Früchten. Verwahrloste, streng riechende Pferde ziehen Kutschen mit Einheimischen und Touris. Ena findet einen Wirten, der ihr präferiertes Fladenbrot frisch am Ofen liegen hat, dann verlaufen wir uns hoffnungslos. Kennen wir schon.  

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