Montag, 20. Januar 2020

11-18.1., Koh Phayam

More of the same, eine ganze Woche lang. Elektronische Musik bei Vollmond, aufgelegt von einer Thailady, die es irgendwie schafft, daß ihr die zahlreichen Silberzähne wunderbar stehen. Die Dranglerin Cecilia, der abstinente Basti und ich schauen kreisende Adler bei der hoch oben am Berg gelegenen Eagle Bar, unterhalb steht auf einer Lichtung das ärmliche Dorf von ehemaligen Seenomaden. Regelmäßig schwingen wir auch das Frisbee am Long Beach. Vor zwei Jahren sind hier nach
Einbruch der Dunkelheit vom Meer her Soldaten in kleinen, unbeleuchteten Booten eingefallen und haben im Zuge einer Razzia an die dreißig Thais und Westler verhaftet. Die wurden dann mehrere Tage lang eingesperrt. Hauptsächlich wegen des Besitzes von Gras, in Thailand noch immer kein Kavaliersdelikt.
Die Gäste des Saitong- Resorts geben es gesitteter.  Wir kaufen uns ein Büschel Kratomblätter von einem alten Insulaner, die sollen mild energetisierend wirken. Affengleich fressen wir die bitteren, fleischigen Blätter und warten auf subtile Beschleunigung. Das schickt sich vielleicht auch nicht wirklich, aber dem Vernehmen nach stört man sich nicht weiter daran.
Ich ziehe um und belege eine Hütte weiter vorne am Hang. Blick aufs Meer, eine milde Brise, viel besser. Nachbar Ulli hat tolle Geschichten auf Lager von Orten, an denen ich auch schon war, von ihm allerdings bereist in den Siebziger Jahren. Unterwegs auf Versorgungsschiffen statt im Billigflieger, wohnhaft beim Missionar oder dem Häuptling statt im chicken Bungalow. Statt selbstgemachtem Brot und Lassis gabs wochenlang Reis, Wasserspinat und kleine, transparente Fische mit penetrantem Ammoniakgeschmack. Da freue ich mich umso mehr über burmesischen Salat mit eingelegten Teeblättern oder für mich schon wieder exotisch
gewordenes Erdäpfelpüree. Dazwischen geht mir wie gehabt der Sprit aus. Cha´s Dschungelgurke braucht Unmengen davon, obwohl sie ohnehin permanent abstirbt.
Aeows Geburtstag feiern wir in großer Runde, ich lasse die Massage einer Ahnungslosen bei chinesischer Fahrstuhlmusik über mich ergehen, nehme an einem Charity-Essen für australische Koalabären teil, kein Witz.
Geboxt wird auch wieder. Kinder, Frauen, das letzte Aufgebot. Gänzlich unbeschwert von Technik oder Taktik decken sich die Kontrahenten wie bei einer Wirtshausschlägerei mit Tschinellen oder Faustwatschen ein. Ein Kämpfer verteilt wilde, verzeifelte Schwinger wie dereinst Bud Spencer, begleitet von
kurzatmigem Schnaufen, daß der Mundschutz schon nicht mehr im Mund bleiben will. Dazwischen kriecht er als ewiger Verlierer beim innig umarmten Gerangel öfter am Boden herum, als daß er steht oder davon läuft. Ewig zieht sich der Abend hin. Die Pausen zwischen den Kämpfen wollen kein Ende nehmen, damit von den Gästen vielleicht doch noch ein paar Bierchen mehr getrunken werden. Die Gegner des nächsten Showdowns sitzen unterdessen nebeneinander auf Plastikstühlen und üben sich in angestrengter Contenance. Ich gehe noch vor dem Hauptkampf. Auch das Gecko-Ei lasse ich in der alten Hütte zurück, da geht ebenfalls nichts weiter.

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