Dienstag, 7. Januar 2020

5.1., Koh Phayam

Cha überreicht mir ein Gecko-Ei in der Größe eines Tic Tac, das werde ich die nächsten Tage betreuen. Draufsetzen und brüten oder es in sonstigen Körperfalten warm halten muß ich aber nicht, warten und mein Ungeborenes vor Fressfeinden schützen genügt vollauf. Andererseits quartiere ich heute ein
Ameisenvolk mit Eiern im Gepäck auf Herbergsuche unsanft mit dem Besen aus. Wie ein launischer Inselgott entscheide ich über Leben oder Tod.
Ein Kolibri wachelt mir Luft zu, während ich im Garten eine Kokosnuss schlürfe, dann begebe ich mich wieder in mein Domizil am Hang. 
Wie schön ist es in dieser Hütte. Aus dem Bett schaue ich aufs Meer, es weht ein laues Lüftchen, die Botanik raschelt. Stille, wenn nicht gerade ein Vogel zwitschert. Dann wagt es ein retardierter Affe doch tatsächlich, aus seiner verlausten Urwaldfavela in meinen Herrschaftsbereich zu klettern. Auf der Suche nach abstaubbaren Gütern reisst er unreife Jackfruits ab, aus denen man leckeres Curry hätte machen können, frisst unreife und saure Mangos in sich hinein und verzieht dabei schaurig seine Primatenvisage, bis ihm Cha ein paar Bananen füttert. 
Affen und ich, wir werden keine Freunde mehr. Erst vor ein paar Wochen wurde ein Arbeitskollege von einem Makaken in Indonesien grundlos in den Rücken gebissen, der wartet heute noch, daß die Inkubationszeit für den Ausbruch von Tollwut und anderer schauriger Krankheiten endlich abgelaufen ist.
Wir sitzen beim Wirten an der Straße und essen Roti. Überwiegend alte Säcke und Familien mit ihren Ablegern fahren auf ihren Rollern vorbei. Manche Resorts sahen sich
schon genötigt,  ein Betretungsverbot für Kinder einzuführen und mittels Schildern zu verlautbaren.
Nach Sonnenuntergang finden sich draußen am Meer die Garnelenfischer ein und erleuchten mit ihren Locklichtern den Horizont, und wir fahren ins Freedom zu einem Konzert. 20.000 Baht muß man als Ausrichter derartiger Veranstaltungen mittlerweile an die Bullen abdrücken, das sind immerhin über sechshundert Euro. Man behilft sich mit Eintrittsgeldern und geschmalzenen Preisen. 
Der Barmann sieht aus wie der Depp im Fluch der Karibik, die Thaiband spielt ausgezeichnet mal jazzig, dann fast psychedelisch, dann wieder kommerzig. Ein zweihundert Kilo-Mann spielt auf einem elastischen blauen Abwasserrohr wie auf einem Didgeridoo, wobei er selbst der eigentliche Klangkörper ist. Dazwischen üben sich Kinder in einer Feuershow und versengen sich die Haare.

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