Donnerstag, 2. Januar 2020

31.12., Myeik
Zum Frühstück gibt´s auch hier Reis und Nudeln in allen Spielarten, auch kleine Klumpen Süßspeisen werden aufgewartet. Ein schleimig-weiches Teil erinnert in seiner Konsistenz und im Geschmack entfernt an aufgekochten alten Kaugummi oder ausgerauchten Klostein, der Rest schmeckt gut in Richtung Baklava oder geschnittener Kompaktmarmelade. Auch heute cruisen wir herum, obwohl die Honda vorne schon bei langsamer Fahrt ganz schön ins Flattern kommt. Manchmal verirren wir uns planlos im stark befahrenen Straßengewirr und brauchen ewig, bis wir uns wieder irgendwie orientieren können, das daheim noch heruntergeladene Offline-Navi hängt sich permanent auf, dann sind wir wieder auf der Suche nach nützlichen Dienstleistern. Einem Schneider zum Beispiel, der für Ena ein paar Businessanzüge nach Maß anfertigen soll. Da könnte sie auch gleich einen bügelfreien Raumanzug ordern. Wir haben hier noch keinen einzigen Typen im Einserzwirn gesehen, geschweige denn eine Frau, und die Sprachbarriere tut das ihrige zum Scheitern der Mission. Erfolgreicher hingegen ist die Suche nach Kokosnuss- und Maiskolbenverkäufern oder die Buchung einer Inseltour für morgen. Der Mitarbeiter spricht leidlich Englisch und wird von uns gleich schamlos mit Anfragen aller Art gelöchert. Wie kommen wir von hier weiter Süden? Wo sollen wir Sylvester feiern? Was geht sonst noch? Er zeichnet uns am Stadtplan einen Betrieb, in dem Vogelnester in Suppe verwandelt werden, ein, des weiteren eine Krabbenfarm, eine Kashewnüsse verarbeitende Firma und einen See. Keine
einzige der angeführten Attraktionen finden wir außer den See, den man wirklich nicht verfehlen kann. Entweder handelt es sich um sehr kleine Betriebe, oder die Navigationsfähigkeiten der Gefährtin am Sozius sind leise zu hinterfragen.
Die Sylvesterfeier im Rooftop-Restaurant des Grand Jade-Hotels im neunten Stock ist wunderbar. Eine Band spielt auf und gibt neben einheimischen Mitgrölhits auch zwei, drei internationale Songs zum Besten, wobei deren Texte zwar enthusiastisch, aber größtenteils falsch in den nächtlichen Himmel geplärrt werden. Aus we could have had it all wird we could you as it all und ähnliche Sprachschöpfungen. Das Publikum ist jedenfalls hin und weg. Wo kein Kläger, da kein Richter. Alle saufen Bier und Whiskey und sind beseelt, ein paar Raketchen erhellen das Meer unter uns und ein laues Lüftchen weht. Weiter ziehen wir und lustwandeln die Strandstreet entlang, wo kleinere Grüppchen vor Autos mit übersteuertem Dancefloor abtanzen. Auch hier sind schon alle dicht und einige der sonst eher zurückhaltenden Burmesen fordern aktive Teilnahme an den Leibeswindungen wenn nicht gar Verbrüderung ein. Kurz vor Mitternacht ereilt Ena dann ein apokalyptisches Unwohlsein und pünktlich zum Countdown befinden wir uns auf einer Transport-Beiwagenmaschine und fahren die Küste entlang Richtung Homebase.
Nicht der längste, aber sicher auch nicht der schlechteste Jahreswechsel, den ich bis jetzt hatte.

Keine Kommentare: