Dienstag, 7. Januar 2020

3.1., Myeik, Kawthaung,Ranong, Koh Phayam

Schilderungen zufolge durchdauerte ich die letzte Nacht auf dem Niveau einer katatonischen Schildkröte und konnte Anweisungen, wie zum Beispiel Platz für die hinteren Passagiere zu machen, um ihnen das Aussteigen zu ermöglichen, nur unter Abgabe von Grunzlauten und mit äußerster Langsamkeit nachkommen. Mir persönlich
fehlt jegliche Erinnerung daran, ich war damit beschäftigt, under the influence kosmische Raum-Zeit-Schleifen zu binden. Auch der morgendlichen Immigration-Rallye und dem Übersetzen über den Fluß zur thailändischen Seite kann ich noch nicht gänzlich folgen. 
In Ranong teffen wir kurz Mr. Pon, Urgestein aller Reiseangelegenheiten der näheren Umgebung und inoffizieller Landesmeister im Synchrontelefonieren, decken uns noch mit Vorräten und Devisen ein und setzen mit dem Speedboot über auf die Stamminsel Koh Phayam. Am neu gebauten Pier sitzt zufällig das Betreiberpaar Aeow und Cha am Weg nach Ranong, und die haben noch eine Hütte für uns frei.
Schnell ein Moped für die nächsten Tage gemietet, Anbieter gibt es mittlerweile genug, eingecheckt und im Liegestuhl am Strand das erste, halbgefrorene Leo-Bier geschlürft. Die Berlinerin Cecilia ist wieder da und Stammgast Rüdiger, stellvertretend für den neuerdings ungeheuerlichen Prozentsatz an Deutschen auf der Insel.
Ein gewisser Ben humpelt noch restzerschunden am Stock durch die Gegend und hat die erste Inselgeschichte parat. Vor zwei Wochen sei er auf Phayam angekommen, hätte sich hier am Strand betrunken und wäre des Nächtens vom Pfad zu seiner Hütte den Hang hoch vom Weg abgekommen. Es handelt sich hierbei um eine Distanz von rund fünfzig Metern, wohlgemerkt. Barfuss und nur mit einer Unterhose bekleidet fand er sich alsbald in sehr steilem Terrain voller spitzer Felsen wieder, sich an glitschigen Pflanzen festhaltend, um nicht abzustürzen, was ihm aber nur für kurze Zeit gelang. Dann lag er mit kaputtem Knöchel im Dreck und schrie eine Stunde lang um Hilfe, wurde auch von einer thailändischen Anrainerin gehört, die es erst nach längerem Zuwarten schaffte, ihren Bruder, einen Polizisten, anzurufen. Bis der eintraf, hatte Ben schon zu schreien aufgehört, und die Thais kamen überein, daß der Störenfried zwischenzeitlich wohl schon verstorben und eine nächtliche Nachschau somit nicht mehr notwendig wäre. Ben robbte zum Strand, harrte dort in Todesangst bis zum Morgengrauen aus, schwamm lädiert und von Sandfliegen
zerbissen quasi ums Eck zum heimatlichen Strand und begab sich in ärztliche Betreuung. Eine wunderbar absurde Geschichte zum Einstieg, ich hoffe auf viele weitere.

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