Sonntag, 28. Dezember 2025

 27.12.,Tarrafal

Einfach mal losmarschieren gen Norden, zwölf Kilometer von hier gibt´s wohl eine Landschaft, die an gestapelte Palatschinken erinnern soll. Die ersten Kilometer latschen wir noch auf einer schnurgeraden, mit Kopfsteinen gepflasterten Straße, vorbei an aufgegebenen Bauruinen und einfachsten Containerhäuschen direkt am Meer, dann biegen wir querfeldein zu einem Leuchtturm ab und folgen der Küste. 

Wilde, menschenleere Landschaft, nur die tosende Brandung, Geröllfelder und erkaltete Lavaströme. Jetzt ist es zu spät, deine Sünden zu erkennen, hat jemand auf ein Schild geschrieben. Ein zerbrochener, großer Schildkrötenpanzer liegt auf einer Feuerstelle, an der Unterseite noch Reste von Fleisch. Für die Insulaner wird es egal sein, ob sie Schildkröte, Rochen oder Tunfisch essen. Ein größeres Faß mit einem angebrachten Türchen, Hundehütte oder erstes Eigenheim. 

Die Landschaft wird extravaganter, wir klettern über oder springen hinab in ausgetrocknete, breite Flussbetten, staunen über von Wind und Wetter geschaffene Formationen, die an kleine, mehrstöckige Rohbauten erinnern, links von uns steile Klippen, das Wasser darunter. Ena entdeckt noch einen gebleichten Schildkrötenpanzer, von dem sich die großen rechteckigen Schuppen schon leicht abziehen lassen, die Innenseite des Skelettes mit sternförmig angeordneten Knochenspitzen ganz anders, als ich es mir vorgestellt hätte. Unter einem Gebüsch in einer tiefen, sandigen Furt schließlich die dritte tote Schildkröte, ihr Schädel nicht viel kleiner als ein Handball.

Nach vielen anstrengenden Stunden erreichen wir endlich Carberinho, wo sich die Brandung brachial in rund abfallende schwarze Pools und Plateaus ergießt, das Wasser fließt dann über die Ebenen in kleinen Wasserfällen oder breiten Vorhängen wieder zurück ins Meer. Die verschiedenfarbigen, jeweils nur wenige Zentimeter dicken Schichten der ausgewaschenen Felsen und Steilklippen dahinter sind wahrlich grandios, insgesamt ein umwerfendes Spektakel unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Von der Sonne verbrannt, die eine Flasche Wasser schon lange leer und noch zwei Kilometer bis zur Küstenstraße müssen wir gehen, wo es ein Weilchen dauert, bis endlich ein Auto in Sichtweite kommt. Tatsächlich bleibt der Pickup stehen und wir schwingen uns auf die Ladefläche, zumindest ich bin ganz schön angeschlagen. Leider ist der Fahrer, der mich mit seinen Spiegelbrillen und seinem Gehabe an einen afrikanischen Warlord erinnert,  gehirnamputiert und fetzt mit solch absurder Geschwindigkeit über die holprige Piste, dass ich Angst um unser Leben habe und im Nachhinein verstehe, warum wir vormittags an einem mit Plastikblumen und Kerzen geschmückten Andachtssteinhaufen vorbeigekommen sind. Daheim erst einmal sammeln und ein kaltes Bier aus dem Kühlschrank schlürfen. Es heißt Super Chef und das ist angemessen. 


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