22.12., Sal, Espargos
Auch heute finden wir uns auf Geheiß um acht Uhr morgens im Ticketbüro der einzigen Fährgesellschaft der Kap Verden ein, auch heute raunt uns eine inkompetente Mitarbeiterin ihr standardisiertes "Sorry, System broken" zu. Ein der englischen Sprache einigermaßen mächtiger Kollege bringt dann Klarheit in die Sachlage. Letzte Woche wären wegen schlechten Wetters zwei Fähren ausgefallen, weswegen diese Woche entsprechend viele Menschen mit gültigen Tickets auf eine Überfahrt warten würden. Zwei Schiffe für eine halbe Million Menschen, eine nicht funktionierende Homepage und unfähige Mitarbeiter am Schalter, so lässt sich der inselübergreifende öffentliche Nahverkehr der Kap Verden zusammenfassen.
Für den Rest der Zeit also gestrandet auf der bereits aufgemischten Hauptinsel Sal, finde ich mich schon fast ab, stellt Ena doch tatsächlich im Netz einen leistbaren Flug auf das verschlafene Eiland Sao Nicolai in drei Tagen auf, ich bin nachhaltig entzückt. Nie und nimmer war mit diesem Glücksfall zu rechnen, ich bin begeistert. Ena ist das alles völlig egal. Sie hätte überhaupt kein Problem damit gehabt, die nächsten Wochen einfach hier zu bleiben.
Zur Belohnung gibt´s einen Mojito am Strand von Santa Maria. Während ich einem zahnlosen Alten bei seiner mäßigen Feuershow zusehe, machen sich drei Hunde mit einem meiner Turnschuhe vom Acker und ich muss ihnen allen Ernstes nachjagen und im Sand um meine einzige geschlossene Fußbehausung kämpfen, ohne gebissen zu werden.
Beim Wirten stehen kleine Ventilatoren mit langen, elastischen Rotorblättern auf den Tischen, um die Fliegen zu vertreiben. Im georderten Bohnengericht finden sich auch Röhren, die ich zunächst für einen kleinen Oktopus halte, bei genauerer Inspektion sind es aber wohl bleistiftdicke Adern irgendeines Landlebewesens, die alle aus einer größeren, etwa daumendicken Röhre entspringen. Durchblasen und auszutzeln ja, aber sie zu zerbeißen, ist unmöglich. Ena bekommt Hühnerfilet mit Pommes und möchte nicht bei mir kosten.
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