Dienstag, 30. Dezember 2025

 29.12., Tarrafal

Morgendlicher Alltag in Tarrafal. So wie der Franzose sein Baguette oder der Italiener seine schwule Herrenhandtasche, trägt der Kapverdier seinen Fisch. Hat er Größeres vor, bedient er sich einer Scheibtruhe.  Die Bullen nerven auch hier und stören den Verkehr mit Kontrollen inklusive Alkotests, alle Fahrer werden außerdem fotografiert. 

Dem schwarzen Sand Sao Nicolaus werden zwar magische Kräfte nachgesagt, enthaltenes Titan und Jod sollen Gelenksbeschwerden und Rheuma lindern, trotzdem machen wir uns auf gen Süden zum Baixa Rocha, dem einzigen Strand der Insel mit weißem Sand. Acht Kilometer gehen wir auf einer einsamen Staubpiste die Küste entlang, rechts zwei unbewohnte Inseln, Vogelschutz und so. Absolut nix los im Süden, keine Dörfer, keine Straßen mehr. Berge von verrosteten Dosen und Stanzabfällen, später massenhaft Gehäuse von Seeigeln und Korallenbrocken, die herumliegen. Kein Schwein weit und breit, nur mehr große Grashüpfer mit doppelten Flügelpaaren und kleine Spatzen und als wir uns später nackig in die erfrischenden Wellen schmeißen, kommt gleich noch einer dazu. Paradiesisch isses hier, keinen Deut weniger. Eine gut zehn Meter hohe Sanddüne hat sich am Steilhang hinter der Bucht gefangen, der makellose, blitzsaubere Strand ist von schwarzen Felsen eingerahmt. Die Sonne trocknet uns und verbrennt uns die Wadeln.

Direkt neben der Fischfabrik in Tarrafal werden in einem Laden hundsgemeine Sardinendosen um umgerechnet 3.5.- Euro verkauft. Der durchschnittliche Stundensatz auf den Kap Verden liegt bei einem Euro. Vielleicht hat der Verantwortliche für diesen Unfug im afrikanischen Darknet gelesen, dass es irgendwo auf der Welt sinnentleerte Bobos gibt, die Sardinendosen wie Andere dereinst Briefmarken sammeln und bereit sind, diese Summen für eingedosten Fisch zu bezahlen, wir jedenfalls essen lieber frischen Fisch ums gleiche Geld. Esmoregal, eine große Bernsteinmakrele, hat mir im Übrigen unlängst eine Wirtin angetragen, und nicht wie irrtümlich verstanden und berichtet" Ismiregal". Dazu bestelle ich mir einen landestypischen Grogue, übelsten Zuckerrohrschnaps, zu dem man sich erst behutsam hinsaufen muß, bis das Grauen nachlässt.  


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