Mittwoch, 6. Januar 2016

3.1., Baracoa
Wir chartern einen Geländewagen zum Tafelberg El Yunque, zu Deutsch der Amboss, der die nähere Umgebung Baracoas dominiert. Mit den geschlossenen Büros halten wir uns heute nicht mehr auf. Mit einem wie immer in Kuba verpflichtend vorgeschriebenen, schweigsamen Guide spazieren wir schnurstracks zum nächsten Wasserfall und chillen im Pool, für die Besteigung des sechshundert Meter hohen Plateaus fehlt uns bei der Affenhitze der Nerv und die Kondi. Im kleinen Becken tummeln sich Süßwassergarnelen im herrlich sauberen und kühlen Wasser und im Fluss weiter unten schwimmt ein Aal. Der Koreaner ersäuft fast, als ich ihm kurz die Schnorchelmaske borge und mich nicht mehr weiter um ihn kümmere. Zuerst beugt er seinen Kopf so stark nach vorne, dass er mit dem Luftrohr unter Wasser kommt, dann schluckt er reichlich davon und checkt nicht, dass er das Teil nur aus dem Mund nehmen müsste und bekommt voll die Panik. Ein Kubaner rettet ihm sein ziemlich unbeholfenes Dasein. Der Typ ist echt so, wie man sich einen Koreaner vorstellt. Wenn er läuft, dann mit ausgestreckten Beinen. Wenn er lacht, isst oder trinkt, tut er das abgewendet und mit vorgehaltener Hand. „Oh, I just farted, sorry!“, lässt er uns mitten im Wald wissen und über die schnorrenden Hunde und Katzen, die er mit dem Fleisch seiner Kokosnuss füttert, könnte er sich totlachen. Auch das Klischee der asiatischen Arbeitsbienen, die niemals vor ihrem Chef das Büro verlassen dürfen und sich regelmäßig gemeinsam während des Firmenabends in der Karaokebar umhacken, bestätigt erbegeistert. Der junge Guide bestätigt meine mir mittlerweile zugelegten Vorurteile ebenfalls. Er ist hier mit einem großartigen Job gesegnet, der im Prinzip nur aus stundenlangem Warten besteht. Allein mit unserem heutigen Trinkgeld könnte er sich locker ein englisches Wörterbuch oder zumindest irgendein anderes Buch zulegen und irgendetwas mit der vielen Freizeit anfangen. Stattdessen sitzt er die ganze Zeit nur herum und bedeutet uns ungeduldig, wir mögen uns mit dem Relaxen etwas beeilen. Abends referiert Danny weit ausholend über die Dynastien der letzten Jahrtausende in the Corea und the China und warum die Koreaner eigentlich niemanden ihrer Nachbarn leiden können, während wir auf seinem Balkon mit Blick auf das Meer Bier trinken. Dann schwärmen wir aus zur Strandpromenade. Ein Standler frittiert frische Hendelhaxen und Ena kommt zu ihrer geliebten, weil nahezu geschmacklosen Pfannenpizza con Queso. Endlich wieder ein schöner, ereignisloser Tag.

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