Freitag, 8. Januar 2016



5.1., Guardalavaca
Danny der Koreaner nennt seine Quartiergeberin zärtlich Mami, während sie von ihm wie alle anderen Kubaner auchetwas abschätzig als El Chino spricht, dem Chinesen. Da er genetisch modifiziert zu immerwährendem Grinsen verdammt ist, kann er seinen Unmut darüber nur halbherzig vermitteln. Wenn Danny Eindruck schinden möchte gibt er sich gelegentlich als Nordkoreaner aus, was sogar im politischen Bruderland Kuba große Augen hervorruft. Ansonsten trägt er seine ihm neu zugewiesene Staatsbürgerschaft des gehassten Nachbarn mit Fassung und Würde.
Ausnahmslos jede Transaktion heute beinhaltet versuchten Betrug. Jeder möchte im Hotspot der wohlhabenden Touristen wie selbstverständlich ein bisschen schnelles Geld nebenbei machen, egal wie. Bei Zimmerpreisen jenseits der fünfhundert Euro oder Tickets um hundert Euro für den Eintritt ins hiesige Aquarium kann tatsächlich leicht der Eindruck vom Gast als wandelnden Geldsack entstehen. Am Abend das Highlight in Sachen Unverschämtheit. Der Preis der Cocktails auf der Rechnung stimmt nicht mit dem auf der Karte überein, warum auch nicht. Zwei Minuten nach Urgenz kommt die Kellnerin mit der schnell von Hand zu ihren Gunsten ausgebesserten Karte und glaubt allen Ernstes, dass sie mit diesem gefinkelten Schachzug durchkommt. Da der Unterhaltungswert passt kann ich Ena mit wenig Mühe überreden, ihr keine Tiernamen zu geben und der Koreaner hat sich sowieso schon über den Tag mit einer halben Flasche Rum beeinträchtigt und lächelt nachgiebig über so viel Blödheit. Mich nennt er nur mehr Emperor Josef, ich erinnere ihn mit meinem üppig wuchernden Backenbart an den alten österreichischen Kaiser. Morgen wird er sich schon zeitlich auf den Weg nach Mexico machen und wenn es das Schicksal gut mit uns meint, werden wir ihn eines Tages in Südkorea heimsuchen.

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