5.1.,
Guardalavaca
Danny
der Koreaner nennt seine Quartiergeberin zärtlich Mami, während sie von ihm wie
alle anderen Kubaner auchetwas abschätzig als El Chino spricht, dem Chinesen. Da
er genetisch modifiziert zu immerwährendem Grinsen verdammt ist, kann er seinen
Unmut darüber nur halbherzig vermitteln. Wenn Danny Eindruck schinden möchte
gibt er sich gelegentlich als Nordkoreaner aus, was sogar im politischen
Bruderland Kuba große Augen hervorruft. Ansonsten trägt er seine ihm neu
zugewiesene Staatsbürgerschaft des gehassten Nachbarn mit
Fassung und Würde.
Ausnahmslos
jede Transaktion heute beinhaltet versuchten Betrug. Jeder möchte im Hotspot
der wohlhabenden Touristen wie selbstverständlich ein bisschen schnelles Geld
nebenbei machen, egal wie. Bei Zimmerpreisen jenseits der fünfhundert Euro oder
Tickets um hundert Euro für den Eintritt ins hiesige Aquarium kann tatsächlich
leicht der Eindruck vom Gast als wandelnden Geldsack entstehen. Am Abend das
Highlight in Sachen Unverschämtheit. Der Preis der Cocktails auf der Rechnung
stimmt nicht mit dem auf der Karte überein, warum auch nicht. Zwei Minuten nach
Urgenz kommt die Kellnerin mit der schnell von Hand zu ihren Gunsten
ausgebesserten Karte und glaubt allen Ernstes, dass sie mit diesem gefinkelten
Schachzug durchkommt. Da der Unterhaltungswert passt kann ich Ena mit wenig Mühe
überreden, ihr keine Tiernamen zu geben und der Koreaner hat sich sowieso schon
über den Tag mit einer halben Flasche Rum beeinträchtigt und lächelt nachgiebig
über so viel Blödheit. Mich nennt er nur mehr Emperor Josef, ich erinnere ihn
mit meinem üppig wuchernden Backenbart an den alten österreichischen Kaiser. Morgen
wird er sich schon zeitlich auf den Weg nach Mexico machen und wenn es das
Schicksal gut mit uns meint, werden wir ihn eines Tages in Südkorea heimsuchen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen