Freitag, 8. Januar 2016



7.1., Guardalavaca
Die Frage nach frühmorgendlicher Nahrungsbereitstellung entlockt unserer Vermieterin nur ein müdes Lächeln. Die einzige, die sich hier noch die Mühe macht, den Touristen ein Frühstück hinzustellen, ist Madame „O“, wohnhaft im ersten Stock eines Plattenbaus ums Eck. Keine Ahnung, was das für ein Name sein soll, Hauptsache, es gibt endlich wieder Eier und Kaffee. Dann könnten wir eigentlichaufbrechen zu den östlichen Stränden, würde das Moped nicht schon wieder den Geist aufgeben. Das Trumm, in das der Benzinfilter eingebaut ist, saftelt aus und die Tauschaktion dauert ein Weilchen. Der Mechaniker transferiert sogar mittels Saugschlauch den von uns randvoll getankten Sprudel in den Tauschhobel. Natürlich tut er nur so als ob und lässt vielleicht ein Achterl rüber laufen, den Rest wird er sich, alten Traditionen folgend, freudig für sein eigenes Moped einrexen. Sobald wir Guardalavaca hinter uns lassen, tut sich im Osten eine herrliche hügelige Kulturlandschaft auf und ein Weilchen später liegen wir schon am gänzlich einsamen Playa Puerto Rico. Nur ein vorbeikommender Fischer bedenkt uns mit einem Stück eingesalzenem Fisch, dann macht er sich wieder an die Arbeit. Sein kleines Boot hat er sich aus Styroporteilen zusammengebastelt. Alt werden wir hier trotz der Idylle nicht. Zu viele Sandfliegen ärgern uns und sogar die normalen Fliegen beißen herzhaft zu. Der fünf Kilometer lange, entlang der Küste verlaufende Zufahrtsweg zum Strand besteht stellenweise aus tiefem Sand. Als mich eines der Viecher auf der Rückfahrt in den Hals beißt, nehme ich kurz eine Hand vom Lenker und schlage nach ihm. Das Moped gerät ins Taumeln und als ich schon denke, ich hätte es gerade noch abgefangen, haut es uns bei überschaubarer Restgeschwindigkeit in den Dreck. Ich bin meine schlechten Fahrkünste ja schon gewohnt aber die glücklicherweise unversehrt gebliebene Holde ist doch etwas angeflasht und  das bisschen Blut meines aufgeschürften Knies bringt sie knapp an den Rand der Ohnmacht. Beim nächsten Wirten lecke ich meine Wunden und später meine fettigen Finger, der Fisch hier war zum Trost ganz ausgezeichnet. Eine Kokosnuss für Ena, vor uns das Meer und sonst nichts. Ein Einheimischer nützt die Gunst der Stunde und verkauft uns zwei Packerl handgedrehte, rustikale und spottbillige Zigarren. So mancher Trickser verwendet nur für das Deckblatt echten Tabak und für das Innere lediglich getrocknete Bananenblätter, aber der Typ hier scheint in Ordnung und seine Zigarren machen ebenfalls einen ganz passablen Eindruck. Er ärgert sich erstaunlich offen über Raul Castro, seit dessen Machtübernahme das tägliche Leben für die Kubaner erheblich teurer geworden ist. Der Reis kostet jetzt dreimal so viel, gefischt werden darf eigentlich nur mehr am Wochenende und für seine früher kostenlosen Medikamente muss er jetzt einen Kostenbeitrag bezahlen.

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