7.1.,
Guardalavaca
Die Frage nach frühmorgendlicher
Nahrungsbereitstellung entlockt unserer Vermieterin nur ein müdes Lächeln. Die
einzige, die sich hier noch die Mühe macht, den Touristen ein Frühstück
hinzustellen, ist Madame „O“, wohnhaft im ersten Stock eines Plattenbaus ums
Eck. Keine Ahnung, was das für ein Name sein soll, Hauptsache, es gibt endlich
wieder Eier und Kaffee. Dann könnten wir eigentlichaufbrechen zu den östlichen
Stränden, würde das Moped nicht schon wieder den Geist aufgeben. Das Trumm, in
das der Benzinfilter eingebaut ist, saftelt aus und die Tauschaktion dauert ein
Weilchen. Der Mechaniker transferiert sogar mittels Saugschlauch den von uns randvoll
getankten Sprudel in den Tauschhobel. Natürlich tut er nur so als ob und lässt
vielleicht ein Achterl rüber laufen, den Rest wird er sich, alten Traditionen
folgend, freudig für sein eigenes Moped einrexen. Sobald wir Guardalavaca
hinter uns lassen, tut sich im Osten eine herrliche hügelige Kulturlandschaft
auf und ein Weilchen später liegen wir schon am gänzlich einsamen Playa Puerto
Rico. Nur ein vorbeikommender Fischer bedenkt uns mit einem Stück eingesalzenem
Fisch, dann macht er sich wieder an die Arbeit. Sein kleines Boot hat er sich
aus Styroporteilen zusammengebastelt. Alt werden wir hier trotz der Idylle
nicht. Zu viele Sandfliegen ärgern uns und sogar die normalen Fliegen beißen
herzhaft zu. Der fünf Kilometer lange, entlang der Küste verlaufende
Zufahrtsweg zum Strand besteht stellenweise aus tiefem Sand. Als mich eines der
Viecher auf der Rückfahrt in den Hals beißt, nehme ich kurz eine Hand vom
Lenker und schlage nach ihm. Das Moped gerät ins Taumeln und als ich schon
denke, ich hätte es gerade noch abgefangen, haut es uns bei überschaubarer
Restgeschwindigkeit in den Dreck. Ich bin meine schlechten Fahrkünste ja schon
gewohnt aber die glücklicherweise unversehrt gebliebene Holde ist doch etwas
angeflasht und das bisschen Blut meines
aufgeschürften Knies bringt sie knapp an den Rand der Ohnmacht. Beim nächsten
Wirten lecke ich meine Wunden und später meine fettigen Finger, der Fisch hier
war zum Trost ganz ausgezeichnet. Eine Kokosnuss für Ena, vor uns das Meer und
sonst nichts. Ein Einheimischer nützt die Gunst der Stunde und verkauft uns zwei
Packerl handgedrehte, rustikale und spottbillige Zigarren. So mancher Trickser
verwendet nur für das Deckblatt echten Tabak und für das Innere lediglich
getrocknete Bananenblätter, aber der Typ hier scheint in Ordnung und seine
Zigarren machen ebenfalls einen ganz passablen Eindruck. Er ärgert sich
erstaunlich offen über Raul Castro, seit dessen Machtübernahme das tägliche
Leben für die Kubaner erheblich teurer geworden ist. Der Reis kostet jetzt
dreimal so viel, gefischt werden darf eigentlich nur mehr am Wochenende und für
seine früher kostenlosen Medikamente muss er jetzt einen Kostenbeitrag
bezahlen.Freitag, 8. Januar 2016
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