Freitag, 8. Januar 2016



6.1., Guardalavaca
Einige Erledigungen stehen an. Wasser und Brot kaufen, ein Ticket für die letzte Fahrt zurück nach Varadero  aufstellen, jemanden finden, der zumindest ein Häferl Kaffee im Angebot hat, einen Computer mit Internetzugang ausfindig machen, ein Moped mieten. Das alles dauert zermürbende sieben Stunden, Schmäh ohne. Am Nachmittag fahren wir endlich nach Westen und finden inmitten der weitläufig angelegten, für die Allgemeinheit gesperrten Bettenburgen doch noch zwei öffentlich zugängliche Strandabschnitte. An einem von ihnen veranstalten wir unser letztes Picknick mit ofenfrischem Brot und den verbliebenen Resten heimatlicher Geschmacksjuwelen. Wurst und Käse in Kuba sind eine sehr, sehr traurige Angelegenheit und das was vorgibt, Butter zu sein, kann stundenlang völlig unbeschadet und anschließend noch immer bissfest bei fünfunddreißig Grad in der Sonne stehen. Nach zwanzig Kilometern drehen wir wieder um. Der Norden ist fest in pauschaler Hand, das Hinterland monoton und langweilig. Die schäbige Plattenbausiedlung, in der wir wohnen, ist weit und breit der gastlichste und freundlichste Ort inmitten der seelenlosen Resortbunker und ich bin mittlerweile sehr froh, dass wir hier gelandet sind. Zum Strand gehen wir einmal über die Straße und queren noch eine Wiese, das dauert fünf Minuten. Dort braten sich Kubaner am mitgebrachten Griller Fleisch ab und wir chillen in der Hängematte, während irgendwo ein Ghettoblaster wummert. Aus der Bäckerei am Eck duftet es nach frischem Brot. Leute stellen sich in aller Ruhe vor einem verbeulten Verschlag an, aus dem heraus Gemüse verkauft wird und haben nichts dagegen, dass wir mit unseren drei Gurken schnell dazwischen bedient werden. Jeder grüßt, jeder kennt jeden. Am Abend zirpen die Grillen, während wir am vollvergitterten Balkon sitzen und die Leute dabei beobachten, wie sie entspannt durch die Gasse schlendern oder ein Schwätzchen halten. Nur der Frisör ist verhaltensauffällig. Sitzt mit seinem Bartschneider arbeitslos in der Wiese herum, ein Kabel vom nächsten Geschäft versorgt ihn mit Strom, sein Inventar besteht aus einem Sessel und sonst nichts. Verlangt der doch glatt fünf Cuc für seine Dienste, ich als Tourist bräuchte mich gar nicht über den Wucherpreis aufzuregen. So ein Schädel! Und wenn mir die Rotzbremse bis zum Kinn runter hängt, das zahle ich nicht.Mit den drei Argentiniern, die sich das Zimmer neben uns teilen, gehen wir schon wieder Fisch essen, das wird nicht fad.

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