6.1.,
Guardalavaca
Einige
Erledigungen stehen an. Wasser und Brot kaufen, ein Ticket für die letzte Fahrt
zurück nach Varadero aufstellen, jemanden
finden, der zumindest ein Häferl Kaffee im Angebot hat, einen Computer mit
Internetzugang ausfindig machen, ein Moped mieten. Das alles dauert zermürbende
sieben Stunden, Schmäh ohne. Am Nachmittag fahren wir endlich nach Westen und
finden inmitten der weitläufig angelegten, für die Allgemeinheit gesperrten
Bettenburgen doch noch zwei öffentlich zugängliche Strandabschnitte. An einem
von ihnen veranstalten wir unser letztes Picknick mit ofenfrischem Brot und den
verbliebenen Resten heimatlicher Geschmacksjuwelen. Wurst und Käse in Kuba sind
eine sehr, sehr traurige Angelegenheit und das was vorgibt, Butter zu sein,
kann stundenlang völlig unbeschadet und anschließend noch immer bissfest bei
fünfunddreißig Grad in der Sonne stehen. Nach zwanzig Kilometern drehen wir
wieder um. Der Norden ist fest in pauschaler Hand, das Hinterland monoton und
langweilig. Die schäbige Plattenbausiedlung, in der wir wohnen, ist weit und
breit der gastlichste und freundlichste Ort inmitten der seelenlosen
Resortbunker und ich bin mittlerweile sehr froh, dass wir hier gelandet sind. Zum
Strand gehen wir einmal über die Straße und queren noch eine Wiese, das dauert
fünf Minuten. Dort braten sich Kubaner am mitgebrachten Griller Fleisch ab und
wir chillen in der Hängematte, während irgendwo ein Ghettoblaster wummert. Aus
der Bäckerei am Eck duftet es nach frischem Brot. Leute stellen sich in aller
Ruhe vor einem verbeulten Verschlag an, aus dem heraus Gemüse verkauft wird und
haben nichts dagegen, dass wir mit unseren drei Gurken schnell dazwischen
bedient werden. Jeder grüßt, jeder kennt jeden. Am Abend zirpen die Grillen,
während wir am vollvergitterten Balkon sitzen und die Leute dabei beobachten,
wie sie entspannt durch die Gasse schlendern oder ein Schwätzchen halten. Nur
der Frisör ist verhaltensauffällig. Sitzt mit seinem Bartschneider arbeitslos
in der Wiese herum, ein Kabel vom nächsten Geschäft versorgt ihn mit Strom,
sein Inventar besteht aus einem Sessel und sonst nichts. Verlangt der doch
glatt fünf Cuc für seine Dienste, ich als Tourist bräuchte mich gar nicht über
den Wucherpreis aufzuregen. So ein Schädel! Und wenn mir die Rotzbremse bis zum
Kinn runter hängt, das zahle ich nicht.Mit den drei Argentiniern, die sich das
Zimmer neben uns teilen, gehen wir schon wieder Fisch essen, das wird nicht
fad.
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