Samstag, 20. Januar 2024

 19.1., Lanquin

Besser wäre es, abends nicht mehr so viel Bier zu trinken, muss man doch andernfalls im Laufe der Nacht mehrmals die steile, rutschige Leiter hinabklettern und das doch recht entlegene Klo aufsuchen.

Das gestern mit großer Vorfreude bestellte Pad Thai entpuppte sich als überzuckerte Instantnudeln, aber der Kaffee ist die echte Gemeinheit, ein lauwarmes braunes Spuckwasser. Also auf, auf zum Nationalpark Saemuc Campey, dessen Tore keine zehn Minuten Fußmarsch von hier entfernt sind, doch auch hier gibt es abgesehen von einer Kochbanane nichts für mich zu holen. Allerdings, einen bezaubernden Wasserfall habe ich ganz für mich allein. Sein Wasser ist nicht sonderlich kalt, aber gut trifft es sich, dass die Sonne soeben über die Berge gestiegen ist und mich schnell wieder auftrocknet. Vom Mirador, dem hoch gelegenen Aussichtspunkt, erschließt sich das tiefe Tal in seiner ganzen Schönheit. Viele abfallende, türkise  Wasserbecken, umgeben von grünen Steilhängen. Indiofrauen schleppen auf ihren Köpfen Kübel voll mit Kokosnüssen hier hoch, wofür ich ihnen sehr dankbar bin. Später klettere ich wieder hinab und gehe abermals baden, auch nachmittags ist der Besucherandrang überschaubar. Kleine Fische knabbern an meinen Füßen herum, auch sie sollen leben. 

Am Weg heim spült mich ein gewaltiger Wolkenbruch ins "Restaurant" einer Familie, wo ich Reis mit Hühnerbrocken esse und auf bessere Zeiten warte, bis sich ein Pärchen ebenfalls hierher verirrt. Seit einem Jahr sind sie schon unterwegs und verdienen sich das Geld dazu, indem sie für ein Callcenter arbeiten. Mit ihnen zugewiesenen Fantasienamen stellen sie sich dann vor und vertrösten stundenlang telefonisch x-beliebige Anrufer, geben sich laut spärlichen Anweisungen mal als Sprechstundenhilfe für eine Arztpraxis aus, mal als Sekretariat eines Schuhhändlers, dann wieder als Rezeption eines Finanzdienstleisters. Nein, Herr Soundso sei momentan nicht erreichbar, er werde aber umgehend zurückrufen. Ja, schreckliches Wetter in Düsseldorf, dieser Frost schon seit Tagen. Hocken aber in Guatemala bei dreißig Grad. Ob sie gerade im Bürogebäude der angerufenen Firma sitzen? Ja sicher, wo denn sonst? Warum einem dann unten niemand die Tür aufmache? Unglaublich, was es alles gibt.

Heim im Regen. Heute hört´s nicht mehr auf, aber kein Wasser in den Hähnen. Alle Häusln sind schon bis zum Anschlag zugekoffert. Unten am Fluss riecht man nichts davon, da hocken alle unter dem Blechdach und chillen.


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