Dienstag, 9. Januar 2024

 8.1., Puerto Morelos

Cecilie kommt von Playa del Carmen hoch und weil es heute stürmt, verziehen wir uns ins Hinterland und besuchen den Dr. Alfredo Barrera Marin- Botanischen Garten. Geregnet hat es und der Lehmboden dort ist spiegelglatt, also haut es mich publikumswirksam beinahe aus dem Stand genau vor dem Kassahüttel mit der Mopette auf die Pfeife. Meinen Fall dämpft ein gelber "Achtung, nasser Boden!"- Aufsteller, außer Spott und Hohn und verdreckter Panier bleibt die Slapstick-Einlage in Schlapfen folgenlos.

Jeder, der in Ermangelung vollwertigerer Freizeitgestaltung schon einmal einen Botanischen Garten besucht hat, weiß so ungefähr, was ihn oder sie erwartet. Ordentlich getrimmte Pflanzen aus aller Welt, ein Schmetterlingshaus eventuell oder ein paar angelegte Teiche. Nicht so hier. Ein rund zwei Kilometer langer Pfad verläuft durch ein sumpfiges Waldgebiet. Über irgendwelche nichtssagenden Büsche und Bäume entlang des Weges wurden scheinbar wahllos mittlerweile verdreckte oder vergilbte Schilder gehängt, so in der Art: Hallo, ich bin ein Essigbaum. Ich wachse überall dort, wo man nicht schnell genug war, mich rechtzeitig auszureißen. Ich verfüge über einen Stamm, Äste und Blätter und kann mehrere Jahre alt werden.

Alle Aussichtstürme und Hängebrücken sind vollständig vermorscht und wegen Einsturzgefahr auf Dauer gesperrt. Am erstaunlichsten hier ist eigentlich die Chuzpe der Betreiber dieser kostenpflichtigen Enttäuschung. 

Regelmäßig warten dafür erbauliche und pseudospirituelle Sprüche auf den Besucher.  Listen to the sounds of the Jungle! Feel the richness of mother nature! Let the forest take root in your heart! Feel the living bark of the trees! Geh bitte, gusch jetzt. Auf den Bäumen krabbeln rote Ameisen, neben zahlreichen Gelsen die einzigen Tiere, die wir zu Gesicht bekommen. Eine der langweiligsten Stunden meines Lebens und da ist das Anschauen des TV-Testbildes in meiner Kindheit schon mitgerechnet. Kurz vor dem Ausgang entdeckt Ena dann doch noch ein Viech, ein Dasyprocta Punctata. Die Geologen unter euch können sich den gängigen Namen dieses faszinierenden Lebewesens googeln.

Abends sitzen wir auf der Gehsteigkante in der kleinen Fußgängerzone, trinken Bier und schauen Leute. Auch Ena nuckelt an einem Corona, weil der Mexikaner einfach keine akzeptablen Cocktails  machen kann oder will und Prosecco oder Wein Mangelware ist. Täglich findet sich vor fast jedem Lokal ein Musikant ein, mitunter auch mit Geige oder Harfe, aber mit Abstand der Höhepunkt des Tages ist eine zehnköpfige, tanzende  Musikkapelle in Uniform, die für eine einheimische Feiergesellschaft aufspielt. Dreckig, ungenau und mitunter falsch blasen die Trompeten, Tubas und Oboen, ein Dicker malträtiert dazu die Trommeln und Percussion, die Gesellschaft tanzt auf der Straße. Sehr, sehr geil.




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