Samstag, 25. März 2023

 25.3., Fethiye, Saklikentschlucht

Zuerst muß ich ein Ticket kaufen, dann möchte mir noch jemand Plastiklatschen verleihen. Ich wende ein, der Zeitwert meiner Treter läge weit unter der Leihgebühr, dann marschiere ich hoffnungsfroh die ersten hundert Meter in die hoch gepriesene Saklikentschlucht. Dort steht ein Schild und ein Absperrband ist gespannt, der Canyon ist wegen Überflutungsgefahr gesperrt. Wow, was ist das? Schräger Humor? Ungeahnte Dreistigkeit? 

Ich kremple die Hose hoch bis über die Knie und ziehe mir die Socken aus, die Schuhe behalte ich wegen der rutschigen Steine und dem milchigen Wasser, das jetzt überall ist, an. Bist du. Ganz schön kalt isses am Gebein und die Strömung ist mitunter auch nicht ohne, aber die enge, schmale Schlucht ist den Aufwand wert. Die Steilwände sind vom ewigen Wasser komplett abgeschmirgelt. Zwischendurch finden sich immer wieder trockene Plätzchen in der Sonne zum Aufwärmen und zum Schauen. Richtig Meter kann ich durch das vorsichtige Waten aber keine machen, nach vielleicht einem Kilometer von möglichen achtzehn kehre ich um. 

Nächster Halt: Ein zufällig entdeckter, weil in der Nähe ausgeschilderter Wasserfall. Ohne präparierten Weg über Felsen, querliegende Bäume, Stock und Stein. Flüchtende Frösche, Stalagtiten an der steilen Böschung durch das andauernde Herabsickern des kalkigen Wassers. Als halbvitaler Best Ager mit lädiertem Haxen dackle ich in Zeitlupe den gewundenen Flusslauf hoch und der Wasserfall in einem großen Trichter voll mit herabhängenden Farnen und Moos und der Gischt und dem ganzen Getröpfel ist ganz zauberhaft. 

Wie dereinst Sport Billy, ein in den Achtziger Jahren im Kosovo gern gesehener Comic-Held und bis heute Idol Enas, bin auch ich der Trickser und klemme die nassen Böcke am Weg heim hinter die Scheibenwischer. Zurück in Fethyie werden sie wieder trocken sein. 

Hühner, Traktoren, Gabelstapler, erledigte Autos auf der Straße. Eine Frau mit einer Kuh im Schlepp. Uralte Steinhäuser, in denen Stroh gelagert wird. Aus den Bergen fahre ich direkt zum Strand, da hat´s fünfundzwanzig Grad. Einen Typen mit Bierbauch sehe ich am Wasser, wie er aufgeregt an seiner Angel zerrt. Er zieht sich das Leiberl aus, springt ins Wasser, drillt und drillt zwanzig Minuten wie Major Koslovski, benetzt immer wieder seine Hände und die Spule, ist außer sich. Auf der Promenade haben sich inzwischen an die dreißig Leute versammelt und fiebern mit, aber irgendwie tut sich nix. Schließlich stellt der Hammer die Angel wieder in die im Sand eingegrabene Röhre und raucht sich keuchend eine an, vielleicht hat sich nur der Haken verheddert. 

Zwei Kilometer muss ich die Promenade entlang hatschen, bis der Beton endlich zu Ende ist, bis Schildkrötengelege im Sand markiert und provisorisch eingezäunt sind und schließlich die erste coole Surferhütte mit selbstgebasteltem Interieur auftaucht. Ich surfe nur im Internetz, aber bei den üblichen Verdächtigen Bob Marley und Manu Chao lässt sich gut Raki trinken, während alle emsig herumhackeln. Schon bald wird die Bude hier voll sein, aber ich ziehe morgen weiter. 


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