20.3., von Edirne nach Gallipoli
Weiter gen Süden, aber vorher noch Öl nachfüllen lassen. Das ganze Jahr über braucht die Krücke keinen Tropfen und jetzt wird sie inkontinent. Auch in der Türkei hat jede Zunft ihre eigene Ecke. Man sucht also ewig, bis sich die erste Werkstatt auftut, hat dann aber eine Straße lang die größte Auswahl. Noch gestaltet sich die pantomimische Darstellung der gewünschten Dienstleistung einfach.
Für wen ist diese zweispurige Schnellstraße gebaut worden, auf der ich fast alleine nach Gallipoli cruise? Für die mit Karfiol beladenen Traktorengespanne am Seitenstreifen wohl kaum, für die hätte ein Feldweg gereicht. Nur Äcker, keine Siedlungen. Ein paar große, zugewachsene Bunker am Weg. Im Radio finden sich mehr griechische als türkische Sender. Auf der Halbinsel empfängt mich dann ein rotes Fahnenmeer sondergleichen und in einem großzügig ausgestatteten Museum folgt die Erklärung dafür. Gestern im Jahre 1915 wurde auf Gallipoli im Zuge des ersten Weltkrieges den Mächten Frankreich, England, Australien und Neuseeland eine gewaltige Niederlage zugefügt. Führer des osmanischen Heeres war damals kein Geringerer als der Gründer der heutigen Türkei, Kemal Atatürk. Dem erfolglosen Versuch, mit Schiffen die Dardanellen hochzufahren, folgte eine Invasion, im Laufe derer 130.000 Mann abgemartert wurden. Heute fahre ich durch ein gigantisches Schlachtfeld mit ausgehobenen Gräben, und später erbauten Denkmälern und angelegten Friedhöfen. Lone Pine zum Beispiel, zahllose Gräber australischer Gefallener rund um eine einsame Pinie auf einer Anhöhe mit Blick auf das Meer. Hier ist niemand. Erst drei Jahre später wurden die Soldaten einst von dort geborgen, wo sie gefallen waren, um hier begraben zu werden.
Auch die Türken haben hier ihre Soldaten bestattet und GIGANTISCHE Denkmäler dazu errichtet. Mythen, Heldentum, Märtyrergeschichten. Kein Sprit mehr im Tank, die Sonne geht schon unter, mit einer kleinen Fähre setze ich über nach Canakkale aufs Festland. Alte Festungen an beiden Ufern zeugen von noch viel älteren Schlachten, die an dieser Meerenge von eineinhalb Kilometern schon gefochten wurden. An Bord spielt ein Bursche traditionelle Musik mit einer Laute und die Passagiere schnippen ihre Finger dazu, as türkisch as it gets.
Irgendein Hotel beziehen, in einem Teehaus gemeinsam mit alten Männern Tee um vier türkische Lira schlürfen. Auf der Strandpromenade steht die Originalrequisite des trojanischen Pferdes aus dem Brad Pitt-Film, Troja liegt ums Eck. Werde ich auslassen und Ephesos und Pergamon auch, alte Steine habe ich schon zuhauf gesehen.
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