Freitag, 24. März 2023

 23.3., von Kusadasi nach Fethiye

Ab heute herrscht Ramadan bis Mitte April. "Esst und trinkt, bis ihr in der Morgendämmerung einen weißen von einem schwarzen Faden unterscheiden könnt", heißt es im Koran, ansonsten gilt Nulldiät. Für Muslime, die nördlich des Polarkreises leben und in der Mitternachtssonne um den Wechsel von Tag zu Nacht umfallen, gilt die Orientierung nach Stockholmer oder Mekka-Zeit, damit sie nicht verhungern müssen. Und für mich Ungläubigen gibt es hoffentlich auch eine Ausnahme, weil sonst. 

Frühstück haut schon mal hin, dreimal Tee aus den kleinen bauchigen Gläsern und zwei Börek dazu in der Morgensonne, bevor es in die Berge geht. Heute führt die Route über mehrere Pässe, während im Radio ein Typ schmachtend und schön, ohne Instrumente, Punkt oder Komma den Koran rezitiert. Eine halbe Stunde höre ich ihm dabei zu, kurz vor der Konvertierung drehe ich ab und genieße die Stille. Eine Landschaft mit runden, großen, moosbewachsenen Felsen, ein Bergsee. 

Mein Navi ist mitunter lustig oder glaubt, dass ich einen Traktor oder einen Panzer fahre. So komme ich in die ärgsten Gegenden, fahre im Schritttempo auf unbefestigten Wegen durch Olivenhaine oder vorbei an entsetzlich stinkenden Hühnergefängnissen. Ist eh super und spannend, nur liegen bleiben möchte ich hier nicht. 

Die Sehenswürdigkeiten heute: Ein großer Abstellplatz voll mit ausrangierten alten Rettungsbooten von der rundum geschlossenen Art, die ich hier schon auf Baustellen und dergleichen als Ersatz für Wohnwägen gesehen habe. Flundern und zwei kleine Schwerfische auf einem kleinen Fischmarkt. In Kizilyaka ein zum Restaurant umgebautes Flugzeug, in Dögüzbelen eine Polizeikontrolle, kugelsichere Schutzschilde in Reichweite der Bullizisten. Warum ich hier bin? Touri, am Weg nach Kappadokien. "Ok, can you go." Geblitzt werde ich auch, typisch. Zahlen werde ich aber nix, Strafen außerhalb der EU sind nicht einklagbar. Scheinbar bin ich außerdem schon in Asien weil in Anatolien, was die Sache noch leichter machen sollte. Außer, sie erwischen mich an der Grenze. Zwei Wochen bis dahin, die Zeit läuft. 

Nicht alles ist genormt in Anatolien.  Schilder, die auf eine Geschwindigkeitsüberwachung im Bereich der nächsten 65595 Meter hinweisen, 83 km/h Höchstgeschwindigkeit. Zufällig sehe ich einen Wegweiser zum Inlice Plaj, einem einsamen Traumstrand mit Flussmündung, an dem die Frösche quaken, und starker Brandung, dahinter ein steiler Wald. Schwarzer Sand, außer mir noch zwei Fischer. Auf wackeligen Stegen liegen drei kleine Boote vor Anker. Russische Speisekarten dann in Fethiye und die entsprechenden Gäste dazu. Hinter der Stadt thront eine verfallene Kreuzritterfestung der Johanniter. Hier bleibe ich ein paar Tage, es gibt viel zu sehen.


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