15., 16.2., Ilhabela
Den gestrigen Tag noch überwiegend in horizontaler Kontemplation verbracht, heute geht´s schon wieder. Ich nehme den Bus bis ans südliche Ende der Insel, weil ich mich noch zu erledigt fühle, um stundenlang herumzuhatschen, aber trotzdem etwas sehen möchte. Natürlich gedenke ich, auf gleiche Art und Weise auch wieder zurückzukommen, und als der Fahrer am Ende seiner absolvierten Strecke im Wald, wo er mit seinem Bus kehrt macht, meiner im Rückspiegel ansichtig wird, staunt er nicht schlecht. Lange kann er nicht verstehen, dass ich seine Dienste nur zwecks des Gaudiums in Anspruch nahm und jetzt auch wieder heim möchte, so etwas ist ihm wohl noch nie passiert. Im Bus läuft neben einem Corona- auch ein Zika-Aufklärungsvideo in Endlosschleife, eine andere, zumindest bei mir völlig aus dem Fokus gerückte, hier aber noch immer aktuelle Virus-Erkrankung.
Nach Tagen angenehmer Appetitlosigkeit gehe ich etwas essen, wobei einem bereits die dazu aufgesuchte Ecke die Entscheidung, was man denn bestellen soll, abnimmt. Im kleinen Dorfpark stehen zum Beispiel drei Fresswaggons, verfügen aber über das gleiche Sortiment. Verkauft werden frisch herausgebackene Pastel, das sind brasilianische Frühlingsrollen. Meine Füllung der Wahl besteht aus Palmherzen mit Käse und dazu gibt´s einen halben Liter frisch gepressten Zuckerrohrsaft. Der Wirt ein paar Meter weiter wiederum bereitet nichts anderes zu als Fleischspieße. Es gibt keine Beilagen, Teller oder gar Besteck, dafür aber hausgemachte scharfe Sauce und kaltes Bier in kleinen bauchigen Flascherln dazu. Die Bude ist bummvoll, immer. Auf mich wird wieder Bezug genommen als el Gringo, das mag ich. Da gibt´s gleich den Daumen nach oben, eine in diesen Breiten unverzichtbare und mit Sicherheit öfter eingesetzte Geste als in den US and A.
Schön ist es hier, wenn auch völlig unspektakulär. Am Meer kann man sich in sattgrüne Wiesen setzen und der Sonne beim Untergehen zusehen, dort gibt´s auch weniger Sandfliegen. Oder ich beobachte die Reiher, wie sie im Schlick geduldig irgendwelchen Grindviechern nachstellen. Konkurrenz bekommen sie dabei von Krabbenfischern, die dort, wo der Fluss in das Meer mündet, kleine Netzkörbe mit Fischköpfen darin auswerfen und hinab zum Grund sinken lassen. Dann warten sie eine Minute darauf, dass Krebse hineinklettern, ziehen das Konstrukt mit einem festen Ruck nach oben und tatsächlich-zwei oder drei Viecher sind immer im Korb. Die spreizen dann ihre Scheren und haben doch kein Leiberl gegen das Messer, das ihnen gleich in den Panzer gerammt wird. Oder ich schaue mir den Schatzsucher an, der mit Metalldetektor und Sieb am Stiel den Sand absucht.
Livemusik kommt auch vor, selten beim Wirten, häufiger in der Kirche. Wobei sich die Mainstreamgötter in dieser Ecke der Welt gegen einige alteingesessene Kontrahenten behaupten müssen. Gegen Exu zum Beispiel, der mit seinen Hörnern und einem Dauerständer auch irgendwie dynamischer rüberkommt. Oxala gehört immerhin die Sonne und Oxum, Gott des Süßwassers, werden gar Spiegel, Champagner und Honig dargebracht. Quimbanda, ein eigentlich verbotener, schwarzer Kult, wird bevorzugt auf Straßen und an städtischen Kreuzungen zelebriert. Die Teufel und Dämonen werden mit Opfergaben namens Miamiami gnädig gestimmt, na das klingt ja wirklich lecker.
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