Donnerstag, 3. Februar 2022

 3.2., Dourados

Einer dieser Tage. Im TV werden rund zwanzig Demonstranten gezeigt, die im Zusammenhang mit dem gestern erwähnten Mord drei Reifen anzünden. Dann gammle ich zwei Stunden am Busbahnhof herum, bevor der meinige endlich um die Ecke biegt. Die Fahrpläne wechseln scheinbar täglich und was für gestern gegolten hat, gilt noch lange nicht für heute. Über Mundo Novo, El Dorado und Caarapo nähere ich mich im Schleichtempo dem Zwischenziel Dourados, der Bus hält gefühlt an jeder Hundehütte. So mancher Hund wohnt tatsächlich besser als die Taglöhner der großen Farmen entlang der Strecke, die sich ihre traurigen Verschläge gleich neben der Straße hingestellt haben. 

Lastwagen voll beladen mit Maniok, das Plakat einer Auflistung, wie viele Menschen auf dieser Strecke schon verunfallt sind und ob man gerne Teil dieser Statistik werden möchte. Draußen peitscht der Regen gegen die Scheiben und die Straßen stehen teilweise unter rötlichem Wasser. Regelmäßig Bolsonaro mit seinem Spruch, Vaterland, Gott und Familie, oder mit aufgemaltem Hitlerbärtchen. Ein Nandu, quasi ein südamerikanischer Vogel Strauß, im Sojafeld. 

Ich döse vor mich hin, solange man mich lässt. Eine Vollbremsung, weil der Busfahrer beim Einbiegen in eine schmälere Gasse einem Mopedfahrer erfolglos die Spur abschneiden wollte, dann ein Wahnsinniger, der ohne jeden Grund eine Radkappe gegen den Bus schleudert. Mein Ziel wäre ja nach wie vor Bonito, aber in Dourados ist schon Ende Gelände. Mindestens zehn Busunternehmen sind vertreten, nächster Anschluss morgen. Es ist fünf Uhr abends! In einem Behelfsloch steige ich ab und kann mich nur über die vielen Haare im Zimmer wundern. Als ob ein Wollschwein hier vor mir genächtigt hätte. 

Die Stadt Dourados, benannt nach einem Fisch, ist natürlich auch für die Fische. Meine Erkundung endet beim ersten Laden mit kaltem Bier.


Keine Kommentare: