Donnerstag, 17. Februar 2022

 17.2., Ilhabela

Stefsechefs kleines Leben auf der Insel. Ein Blumenküsser, so die entzückende Bezeichnung der Einheimischen für den Kolibri, brummt geschäftig im Garten herum, während ich frühstücke und mich über den hauptsächlich im Norden beheimateten Stamm der Yanomami schlau mache. Die hängen zum Beispiel ihre Toten an einen Baum, bis diese ausreichend getrocknet sind, um verbrannt werden zu können. Die dabei entstandene Asche wird dann mit Bananen vermischt und von Freunden und der Familie verspeist, um die Seele der Verstorbenen in sich aufzunehmen. Da freue ich mich, kein Yanomami zu sein, und mische meine Banane sogleich mit einem Stück Aniskuchen. Kann ich zwar auch nicht leiden, aber letztendlich ist alles relativ. 

Der heutige Strandtag ersäuft in einem orkanartigen Unwetter, das scheinbar von Österreich herüber gezogen ist, also tröste ich mich abends mit der hiesigen Spezialität Acaraje de Bajana, das sind gebratene braune Bohnen mit getrockneten Shrimps und Tomatensauce. Klingt gut, oder? Vorgesetzt bekomme ich dann einen in altem Palmfett frittierten Klumpen mit kleinen, ungeschälten Shrimps und oben drauf einem grünlichen Gatsch. Von der stinkenden Chilisauce am Tisch koste ich nur einmal. Ja, auch sehr scharfe Lebensmittel verderben, wenn man nur lange genug darauf wartet. 

Nett war es hier, aber da der einzige erkennbare Nervenkitzel auf Ilhabela für mich lediglich darin besteht, eventuell an einer Lebensmittelvergiftung einzugehen, werde ich mich morgen früh nach Sao Paulo absetzen und mein Glück dort noch ein wenig strapazieren.


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