1.2., Guaira
Als Irrlicht des internationalen Tourismus schlendere ich durch die Stadt und dann runter zum Fluss, wo mich ein kleiner, dicker Sicherheitsmann anspricht und mitnimmt. In der Nähe befindet sich das Secretario de Tourismo, dessen Mitarbeiter mich mit der einzigen, erst im Oktober des letzten Jahres gegründeten Agentur der Stadt kurzschließen. Nur für mich finden sich nachmittags die zwei Inhaber und ein Fahrer zur kurzerhand gebuchten, spottbilligen Kajaktour ein.
Träge treibt der Parana hier dahin, zweihundert Kilometer südlich befindet sich schon die Staumauer des Kraftwerkes. Im Zuge der Aufstauung vor vierzig Jahren verschwanden genau hier, quasi unter uns, die Seven Falls. Mit dem Verschwinden dieser mächtigen Wasserfälle endete mit einem Schlag der Tourismus im Käffchen Guaira. Kurz vorher kamen natürlich noch die Horden, eine Hängebrücke stürzte ein und ein paar blieben hier.
Ein paar Affen und schöne Vögel lassen sich im Gehölz blicken, ich bekomme einen Fruchtsalat und dann hüpfen wir aus den Kajaks und gehen schwimmen. Ich denke an den brasilianischen Nudelwurm, auch Harnröhrenwels genannt, und Krokodile und mir ist nicht ganz wohl im bräunlichen Wasser, aber ich bleibe verschont. Das Militär fetzt mit Speedbooten herum und sichert die Grenze und irgendwann erreichen wir die Ayrton Senna-Brücke, die Brasilien mit Paraguay verbindet. Ein gewaltiger Knick in ihr dient, wenn es nach den Erklärungen der Zwei geht, dem Ausgleich gewaltiger baulicher Unzulänglichkeiten. Beide Nationen hätten ihren jeweiligen Abschnitt der Brücke mit großem Unterschied im Höhenniveau vorangetrieben, letztendlich wurden die zwei Teilstücke über eine Art Schanze miteinander verbunden. Das klingt eigentlich zu blöd, um wahr zu sein, aber im Netz ließ sich nicht mehr darüber herausfinden.
Viel Treibgut liegt unterhalb der Brücke rund um die Steher und ober uns rauscht der Schwerverkehr, während wir zum Ausstiegspunkt der Tour paddeln. Der Pier, an dem wir anlegen, wurde schon vor hundert Jahren verwendet, um den hier angebauten Mate in die Nachbarländer zu verschiffen. Die Sonne geht gerade unter und fertig ist der unerwartete und beschauliche Ausflug.
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