Mittwoch, 2. Februar 2022

 2.2., Guiara

Im Frühstücksfernsehen wird die Ermordung eines Menschen gezeigt, die Aufzeichnungen einer Überwachungskamera, wie er von drei Männern mit Holzstangen erschlagen wird. Keine Verpixelung oder sonstige Unkenntlichmachung der grausamsten Details. Das Opfer wollte in Rio de Janeiro von einem Ladenbesitzer dreißig Euro für zwei Tage Arbeit einfordern.

Camila, die Eigentümerin der Agentur, holt mich ab. Eine Stadtbesichtigung hat sie noch im Programm und wir fahren ins alte Viertel am Fluss. Ein Museum mit ausgestopften, unerwartet großen Ameisenbären, Häute von Anacondas an den Wänden. In verstaubten Vitrinen Fundstücke aller Art. Von Faustkeilen und Federschmuck der Ureinwohner bis zur Banknote Österreich-Ungarns ist alles dabei. Dann eine aus den Felsen der untergegangenen Wasserfälle erbaute Kirche, die hundert Jahre alte Mate-Rösterei, in der heute gelegentlich Netflix-Filme gezeigt werden, eine kleine Lok, nichts Besonderes. Unterwegs naschen wir unbekannte Früchte von Bäumen. Aber das Atelier des sechsundachtzigjährigen Herrn Pacifico, so sein Künstlername, ist dann doch recht ungewöhnlich. Die Zwei kennen sich natürlich und wir sind ewig lange dort, ich schaue mir seine seltsamen Skulpturen und die chaotische Werkstatt an, wo er gerade an einem Jesus bastelt. Während wir selbst gepflückte Mangos in seinem Garten essen, vergleichen wir Frauen mit Orchideen. Morgen reise ich weiter, den Baile da Linguiça, den deutschen Ball der Wurst? nächsten Monat werde ich versäumen.


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