Samstag, 22. Dezember 2018

20.12., Santa Fe
 
Die Polen übernehmen die Vorhut und fahren heute vor nach Boca Chica, Ena und ich gehen wandern. Ein Wasserfall wird´s, eh klar, eine Karte hätte gute Dienste geleistet. Zweihundert Meter hätten uns noch bis zum eigentlichen Ziel gefehlt, konstatiert später im Hostel eine gestern Dagewesene, die Französin Agathe, die zuhause einen Esel besitzt, das nur am Rande, weil ich neidisch bin. Die von uns entdeckten Kaskaden wären jedenfalls nur die Ausläufer der Hauptattraktion ums Eck gewesen. Keine Schilder und nicht mehr der leiseste Anhaltspunkt auf dem letzten Abschnitt, wo der verreckte Wasserfall hätte sein können, Ena sowieso schon bockig mit verschränkten Armen und nicht mehr wirklich weiterzubekommen. Sie verweigert sogar das nach den Strapazen des Anmarsches herrlich erfrischende Bad in den Pools, das Deppchen. Als wir die Runde endlich fertig gelatscht sind, bin ich fürwahr heilfroh, wieder daheim zu sein. Die Sonne unbarmherzig, das Gelände dringend begradigungsbedürftig, kein Wasser mehr, zumindest ich erledigt. Soweit das Tagesprogramm, spannend wird´s erst in der Nacht. Da marschiert nämlich unser Quartiergeber mit uns und drei anderen in den Dschungel und entdeckt alle paar Meter etwas Herzeigbares. Stabinsekten hängen perfekt getarnt von Ästen und versprühen in der Nase stechende Flüssigkeit, wenn sie belästigt werden, Fledermäuse essen wilde Feigen, Spinnen essen Spinnen. Wenn wir mit unseren Lampen in die Ferne läuchten, reflektieren hunderte Spinnenaugenpaare zurück. Jede Menge Grashüpfer und Grillen, haarige Raupen und Tausendfüssler, eine kleine Vogelspinne. Voll beladene Blattschneiderameisen marschieren über den Weg und Baumstämme hinab. Kröten und Frösche machen ungebührlichen Lärm, insgesamt drei grüne Schlangen kringeln sich harmlos im Geäst. Ein größeres, fast schwarzes und im Querschnitt fast dreieckiges Exemplar kringelt sich nicht mehr, das wurde, obwohl auch nicht giftig, scheinbar von Hiesigen mit einer Machete gekillt. Unter Blättern gut geschützt schlafen zwei Vögel, darunter ein Kolibri, von einem modrigen Baumstamm entführt unser Mann eine RIESIGE Kakerlake, so groß wie mein Zeige- Mittel- und Ringfinger zusammen. Von unten sieht sie fast aus wie eine Biene, ihre Flügel und deren Chitinschutzdeckel fühlen sich an wie ein filigranes Hightec-Material. Betty, einer deutschen Thai, steigt die Grausbirne auf und sucht ihr Heil in der Flucht. Schaben sind aber nicht ihr einziger Albtraum. Vor Tomaten ekelt sie sich so sehr, daß sie die nicht einmal angreifen möchte. Jedem Tierchen sein Blessierchen, aber manche haben´s echt nicht leicht. Anyway. Während wir so durch die lauschige Nacht wandern, ruft der Guide immer wieder mittels täuschend echt klingenden Lockrufen nach Käutzchen, die ihm auch immer brav antworten, sich aber nicht blicken lassen. Dafür entdeckt er einen stattlichen Eulenschmetterling, dessen offene Flügel, wenn am Körper zusammengehalten, einer Eule verblüffend ähnlich sehen. Auch Die Flora gibt einiges her. Bunte Blumen, Agaven, aus denen Tequila gebrannt wird, Farne, Bäume, die aus Bäumen wachsen. Irgendein lemurenartiges Geschöpf verschwindet zu schnell im Blätterdach, als daß ich es gut hätte sehen können und schlafende Tucane sind heute auch nicht aufzutreiben, aber insgesamt hat sich der Trip mehr als gelohnt. Hundemüde geht´s in die Waagrechte, morgen wird hoffentlich gechillt.

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