27.12., Isla Colon
Kaffee schnorren von den Schweizern. Irgendwo in der Küche würde ein Sieb in der Art eines alten Sockens hängen, wir bevorzugen situationselastisch die türkische Art der Zubereitung. Neben uns lässt ein Sägewerk die Maschinen hochfahren, das motiviert zum Aufbruch.
Mit Leihrädern queren wir heute die komplette Insel Colon auf der Suche nach weit entfernten und deswegen vielleicht noch verfügbaren Unterkünften, ein völlig sinnloses, aber auch nettes Unterfangen. Kurz vor Ende der urbanen Zone noch eine grölende Großfamilie am Balkon zur Straße hin, alle vollfett schon um elf Uhr vormittags. Dann wird es grüner und ruhiger. Natürlich geht es rauf und runter und runter und wieder rauf, außerdem hängt bei beiden Rädern die Schaltung. Bei mir im größten, bei Ena in einem angenehmeren Gang mittendrin. Quartiere gibt es keine, nur eine kleine Siedlung irgendwo im Unterholz. Außer uns unterwegs sind während der nächsten sechzehn Kilometer nur mehr ein barfüßiges Mädchen, ein Bub auf seinem Fahrrad und ein Typ mit einem
Kanister und einer Machete. Zwischendurch neigen sich Bambushaine von beiden Seiten über die kaputte Straße und bilden schattige Unterführungen. Rauch steigt von der Mülldeponie auf. Ein riesiges Areal wird mit unzähligen Baggern gerodet und planiert, nahtlos schließt der verschont gebliebene, dichte Dschungel an.
Ich schwitze wie ein Inuit in der Sauna und freue mich sehr, als wir endlich den Playa Estrella am Ende unserer Etappe erreichen. Mit Booten und Bussen herbeigekarrte Massen, wummernde Lautsprecher, Menschen in einer langen Warteschlange angestellt für ihr Mittagessen.
Früher war diese Ecke berühmt für die zahlreichen Seesterne im seichten Gewässer. Von ihnen sind nach zu vielen Selfies und spielenden Kindern oder Deppen nicht mehr viele übrig.
Wir schaffen etwas Distanz zwischen uns und den Bananen-Booten und gehen in einer ruhigeren Bucht schwimmen. Der Preis für fünf Minuten im Wasser werden über hundert juckende Dippel
sein, noch spüre ich nichts. Ena übernimmt wie immer die Preisverhandlungen mit dem Fahrer des einzigen öffentlichen Busses für den Rücktransport von uns und unseren Rädern. Der Typ würde uns tatsächlich mitnehmen, würde den Schrott am Dach verstauen, würde vielleicht sogar auf mein Bitten hin die Klimaanlage noch etwas höher drehen, während ich glücklich sitzend die schon bekannte Landschaft an mir vorbeiziehen lassen würde- die Preisverhandlungen scheitern, ich muss den ganzen beschissenen Weg wieder zurück radeln. Das sei gar nicht schlimm, flötet es mir von der Zugemuteten ins Ohr, wir würden ja sonst ohnehin kaum Sport machen. Zwei Geier hocken am Straßenrand und rechnen sich ihre Chancen aus, aber ich überlebe. Nach eineinhalb Stunden strampelnden Martyriums gebe ich mir stinkend und streichfähig das Kaltwasserrohr unserer Dusche, eine Unterkunft brauchen wir noch immer.
Rund um das Halligalli-Epizentrum ziehen wir wie Messerschleifer des fahrenden Volkes unsere Runden und bitten um Obdach, bis sich endlich die Rettung auftut. Ein kleines Zimmer in einem heruntergekommenen Hotel, aber leistbar mit Klima und eigenem Bad, wir sind sehr glücklich. Das will mit Schirmchendrinks gefeiert werden an einem Salzwasserpool, eigentlich einer Aussparung einer Club-Plattform raus aufs Meer. Liegestühle, Chill-Musik, Fische im Pool, die durch ein blaues,
am seichten Meeresboden installiertes Licht angezogen werden. Ich bin mittlerweile Mensch gewordener Juckreiz und vergleiche meine Beulen mit denen von Ena. Obwohl sie in Hinsicht auf Anzahl und Schwere des Dippelbefalls nicht mithalten kann, gibt es trotzdem Punkte für außergewöhnliche, exotischere, teilweise mit Flüssigkeit gefüllte Schwellungen.
Kaffee schnorren von den Schweizern. Irgendwo in der Küche würde ein Sieb in der Art eines alten Sockens hängen, wir bevorzugen situationselastisch die türkische Art der Zubereitung. Neben uns lässt ein Sägewerk die Maschinen hochfahren, das motiviert zum Aufbruch.
Mit Leihrädern queren wir heute die komplette Insel Colon auf der Suche nach weit entfernten und deswegen vielleicht noch verfügbaren Unterkünften, ein völlig sinnloses, aber auch nettes Unterfangen. Kurz vor Ende der urbanen Zone noch eine grölende Großfamilie am Balkon zur Straße hin, alle vollfett schon um elf Uhr vormittags. Dann wird es grüner und ruhiger. Natürlich geht es rauf und runter und runter und wieder rauf, außerdem hängt bei beiden Rädern die Schaltung. Bei mir im größten, bei Ena in einem angenehmeren Gang mittendrin. Quartiere gibt es keine, nur eine kleine Siedlung irgendwo im Unterholz. Außer uns unterwegs sind während der nächsten sechzehn Kilometer nur mehr ein barfüßiges Mädchen, ein Bub auf seinem Fahrrad und ein Typ mit einem
Kanister und einer Machete. Zwischendurch neigen sich Bambushaine von beiden Seiten über die kaputte Straße und bilden schattige Unterführungen. Rauch steigt von der Mülldeponie auf. Ein riesiges Areal wird mit unzähligen Baggern gerodet und planiert, nahtlos schließt der verschont gebliebene, dichte Dschungel an.
Ich schwitze wie ein Inuit in der Sauna und freue mich sehr, als wir endlich den Playa Estrella am Ende unserer Etappe erreichen. Mit Booten und Bussen herbeigekarrte Massen, wummernde Lautsprecher, Menschen in einer langen Warteschlange angestellt für ihr Mittagessen.
Früher war diese Ecke berühmt für die zahlreichen Seesterne im seichten Gewässer. Von ihnen sind nach zu vielen Selfies und spielenden Kindern oder Deppen nicht mehr viele übrig.
Wir schaffen etwas Distanz zwischen uns und den Bananen-Booten und gehen in einer ruhigeren Bucht schwimmen. Der Preis für fünf Minuten im Wasser werden über hundert juckende Dippel
sein, noch spüre ich nichts. Ena übernimmt wie immer die Preisverhandlungen mit dem Fahrer des einzigen öffentlichen Busses für den Rücktransport von uns und unseren Rädern. Der Typ würde uns tatsächlich mitnehmen, würde den Schrott am Dach verstauen, würde vielleicht sogar auf mein Bitten hin die Klimaanlage noch etwas höher drehen, während ich glücklich sitzend die schon bekannte Landschaft an mir vorbeiziehen lassen würde- die Preisverhandlungen scheitern, ich muss den ganzen beschissenen Weg wieder zurück radeln. Das sei gar nicht schlimm, flötet es mir von der Zugemuteten ins Ohr, wir würden ja sonst ohnehin kaum Sport machen. Zwei Geier hocken am Straßenrand und rechnen sich ihre Chancen aus, aber ich überlebe. Nach eineinhalb Stunden strampelnden Martyriums gebe ich mir stinkend und streichfähig das Kaltwasserrohr unserer Dusche, eine Unterkunft brauchen wir noch immer.
Rund um das Halligalli-Epizentrum ziehen wir wie Messerschleifer des fahrenden Volkes unsere Runden und bitten um Obdach, bis sich endlich die Rettung auftut. Ein kleines Zimmer in einem heruntergekommenen Hotel, aber leistbar mit Klima und eigenem Bad, wir sind sehr glücklich. Das will mit Schirmchendrinks gefeiert werden an einem Salzwasserpool, eigentlich einer Aussparung einer Club-Plattform raus aufs Meer. Liegestühle, Chill-Musik, Fische im Pool, die durch ein blaues,
am seichten Meeresboden installiertes Licht angezogen werden. Ich bin mittlerweile Mensch gewordener Juckreiz und vergleiche meine Beulen mit denen von Ena. Obwohl sie in Hinsicht auf Anzahl und Schwere des Dippelbefalls nicht mithalten kann, gibt es trotzdem Punkte für außergewöhnliche, exotischere, teilweise mit Flüssigkeit gefüllte Schwellungen.
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