Montag, 24. Dezember 2018

23.12., Boquete

Die Ersten in der Gemeinschaftsküche pünktlich zur Eröffnung um Punkt sieben sind wir. Ena treibt die Aussicht auf Pancakes all she can eat, mich die Vorfreude auf die Reste des gestern erstandenen Baguettes und Kaffee aufs Haus bis zum Abwinken. Tatsächlich steht eine große Schüssel mit fluffigem Teig und Sirup dazu bereit, in der Pfanne zubereiten muß man die Pancakes selbst.
Ich arbeite auf zwei Herdplatten gleichzeitig, bis der ärgste Blutrausch der Holden langsam abklingt. Dann ziehen wir los. Der Wind bläst noch immer, aber es regnet nicht mehr. Wir kaufen ein Handtuch (Ena hat daheim keines eingepackt. Sie dachte, drei Monate unterwegs käme
sie sicher ohne aus?), besuchen den wöchentlichen Markt der hiesigen Auswanderergesellschaft, verlassen das Stadtgebiet Boquetes und finden uns in unberührter Natur wieder.
Am Nachmittag fahren wir mit Guide Felix und zwei Tschechen zu einer Kaffeeplantage gut zehn Kilometer außerhalb der Ortschaft. Der Einheimische quält seinen Mazda mit kaputten Stoßdämpfern und 400.000 Kilometern am Tacho steile Bergschneisen hoch, bis wir uns inmitten von Sträuchern mit roten Beeren wiederfinden.
Zuerst verkosten wir rohe, später in mehreren Stufen geröstete Bohnen, bestaunen vom Chef des Betriebes selbst entworfene und umgesetzte Schäl-, Sortier- und Trocknungsanlagen, in denen die ärgsten Auto- und Motorradteile verbaut sind, knabbern Bohnen ohne Ende. Was haben wir heute gelernt? Zu feines Mahlen genau so wie zu langes Kochen und Wiederaufwärmen des schwarzen Goldes macht Sodbrennen und große Prostatas, kaltes Aufgiessen des grob gemahlenen Kaffees
ist die Zukunft. Je stärker die Röstung, desto weniger Koffein in der Bohne, Espresso ist Fastfoodlulu und die Italiener ahnungslos.
Hier oben wird neben konventionellem Kaffee auch der teuerste Stoff der Welt produziert, das Kilo zu zweitausend Euro. Da kann der indonesische Kopi Luwag, von Schleichkatzen gefressene und halb verdaut wieder ausgekofferte Kaffeebohnen, einpacken dagegen. Uns stellt man freilich ein Häferl Touriplörre hin, auch ganz gut.
Die abendliche Seidlrallye durch alle im Reiseführer empfohlenen Lokale verläuft enttäuschend. Die Szene besteht neben ein paar Einheimischen in Adventstimmung hauptsächlich aus amerikanischen Pensionisten und Pärchen im Wanderoutfit. Den Hatscher zum höchsten Punkt Panamas, einem Vulkan, von dessen Gipfel aus man sowohl den Pazifik als auch die Karibik sehen kann, müssen wir uns übrigens nicht antun, die Strecke ist wegen Schlechtwetter für die nächsten
Tage gesperrt.

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