Dienstag, 25. Dezember 2018

24.12., Boquete

Zufällig ergibt es sich an der Rezeption unseres Hostels, daß zwei Typen den gleichen Tagesplan haben wie wir, eine Wanderung zu den Lost Waterfalls. Das trifft sich gut, wir teilen uns ein Taxi zum Einstiegspunkt des Rundweges. Pelle, ein Schwede, der in früher in München, irgendwo in den Staaten und jetzt in Mexiko lebt, ist IT-Nomade und vercheckt als Fotograf nebenbei noch Bilder an diverse Portale, Ricardo, ein mexikanischer Hirnforscher, lebt sein Klischee. Dicke Brillen, tollpatschig, etwas verschroben, schleppt er zwei prall gefüllte Taschen mit sich und schwitzt schon vor der eigentlichen Wanderung. Beide haben prinzipiell immer ihre Laptops und gesamten Arbeitsunterlagen dabei, Ricardo möchte zusätzlich gegen alle Eventualitäten gerüstet sein. Welche Szenarien sich bezüglich unseres auf drei Stunden angesetzten Ausfluges vor seinem geistigen Auge auftun, bleibt sein Geheimnis.
Der Pfad ist steil, rutschig und schlammig, die drei Wasserfälle wild und unberührt. Verkeiltes Schwemmholz am Rand der Becken unterhalb, lautes Tosen, kaltes Wasser. Libellen im Sprühnebel, wilde Orchideen, ein Tausendfüssler.
Am Weg zurück folgen wir dem Fluss mehrere Kilometer lang. Er schaut genau so aus, wie ein Fluss auszusehen hat. Ungezähmt, mit Stromschnellen durch riesige Felsbrocken hindurch, nur ab und an bezwungen durch kleine Hängebrücken. Frische Erdbeeren essen wir noch gemeinsam, dann setzen sich die zwei ab. Sie müssen heute noch die Stadt wechseln und Ricardo liest in den örtlichen Nachrichten, daß die Straßen wegen Weihnachten voll mit dichten Bauernschädeln sind und
deswegen im Busverkehr mit Verzögerungen zu rechnen ist.
Ena und ich nehmen unser feierliches Abendessen gemeinsam mit ein paar Einheimischen in einer klassischen Kantine zu uns, ich erstehe mein höchstpersönliches Weihnachtspackerl. Weder nach dem Öffnen des Bananenblattpaketes noch nach Verzehrung des pürierten und gepressten Inhaltes könnte ich auch nur im Ansatz sagen, was ich mir da geschenkt habe, aber gut war es. Im Nieselregen suchen wir später entlang des ausgestorbenen, jenseitigen Flussufers nach propagierten, aber
nicht existierenden Clubs, ehe wir in einer Bar mit den besten jemals in Mittelamerika gemixten White Russians landen. Am Weg heim spielt es sich ab. Bullen patroullieren auf Quads, vollfett herumtorkelnde Panamesen, einschlägiges Liedgut aus festlich geschmückten Spelunken. Um Mitternacht noch ein großes Feuerwerk, Weihnachten hardcore.

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