Sonntag, 16. Februar 2020

15.2., von Mae Hong Son nach Pai

Eine wunderschöne Etappe. Kurvige Bergstraßen, viel prächtige Gegend, kein Verkehr und keine Baustellen wie am ersten Tag des Trips, als ich abends schon satt war vom Staub und vom Kupplungs-, Bremsen- und Reifenabrieb des Schwerverkehrs rund um mich, den ich stundenlang fressen musste. Wie immer ist´s etwas eng am Roller. Der Rucksack steht im Fußbereich, meine Haxen meistens auf den Soziusrastern hinter mir, was eine etwas unbequeme Bergab-Position zur Folge hat. Oder ich hocke o-beinig nur mit den Fersen vorne abgestellt, das geht auch. The Yellow Danger 2020 ist wie immer brav und bissig. Einen Hunderter brettert die Reibe wie nix, wenn die Straßenbauer einmal vergessen haben, Kurven einzubauen.
Unterwegs mache ich Pause bei einer Bambusbrücke, die ein Dorf über Reisfelder hinweg mit einem Tempel verbindet. Der Steg schlängelt sich in zwei oder drei Metern Höhe über leuchtend grüne oder schon abgeerntete Parzellen. 
In Pai finde ich einen kleinen Holzbungalow mit Balkon zu den Feldern am Fluß hinaus. Ein paar Bäume, die Yellow Cotton Trees, tragen riesige gelbe Blüten und Vögel gleiten herum.
Vor fünfzehn oder so Jahren war ich mim Travelex schon einmal in Pai. Trüb erinnere ich mich an ein paar unbeleuchtete Trampelpfade durchs Gemüse, nicht an sehr viel mehr. Heute cruise ich durch eine Kleinstadt mit mehr als fünfhundert Unterkünften, unzähligen Reiseagenturen, Cafes, Tätowierstudios, etc. Unzählige Touristen säumen die Straßen, viele von ihnen humpelnd oder bandagiert. Die Ausflugsziele liegen alle ein paar Kilometer außerhalb rund um Pai und einen Roller kann man hier schon um sagenhaft günstige hundert Baht, das sind drei Euro pro Tag, mieten. So setzt sich noch der allerletzte U-Bahn-Fahrer frohgemut auf das ihm unbekannte Mysterium Zweirad, bis Murphy und Darwin zuschlagen. Überall hängen rührige handgeschriebene Tafeln der Einheimischen, Slowly Slowly, drive carefully!, aber so mancher büßt das Wagnis dennoch mit einem Asphaltausschlag.
Pai verfügt über zwei Gemüsemärkte, einen Nachmittagsmarkt und einen Nachtmarkt, letzterer ist gleich bei mir ums Eck. Alles gibt´s hier für den Reisenden auf der Suche nach internationalen Geschmäckern. Ich starte mit einem chinesischen Nudelsalat. Der schmeckt leicht, aber doch nach Ameisensäure, eine interessante Note. Es folgt ein Happen mit extrem scharfer Stinkefischsauce, die Verkäuferin hat mich noch extra gewarnt, gelöscht wird mit Samosas. Saukalt wird´s in der Nacht!

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