Samstag, 8. Februar 2020

6.2., Hpa An
 
Mehr als ein, zwei Bananen, trockenes Toastbrot oder ab und zu ein Stück Wassermelone brauche ich momentan nicht zum Leben. Ich bin wundersamerweise gänzlich frei von jeglichen Ernährungsgelüsten und zehre frohgemut von meinen reichlichen Reserven. 
Der erste Spaziergang nach Tagen der Klausur. Die Hunde knurren mich an in den ärmlichen Siedlungen am Rande der Stadt. Schon wieder Staub, unzählige Kinder in Schuluniformen. Lieblingssport von Jung und Alt: Einen hohlen Bastball mit Fuß oder Kopf in der Gruppe hin und her schießen. In den Gräben glosen Feuer von Laub und Plastikabfällen und verpesten die Luft. Alles, auch ein Packerl Tschick, wird in Myanmar im Plastiksackerl verkauft, das Verweigern hat meistens Unverständnis zur Folge. Das Tragen einer Wasserflasche einfach so gilt als ausgesprochen stilos, das Plastiksackerl als schickes Accessoire.
Geld wechseln in der Bank. Aus Sicherheitsgründen aber nicht mehr als hundert Euro auf einmal, die Echtheit der Banknote könne vom Personal nämlich nicht überprüft werden. Ich muß eine Ausweiskopie und meine Anschrift hinterlassen, für etwaige Nachfragen. 
An den Wänden stapeln sich Packen mit schmutzigem Geld. Gerade die kleinen Scheine wirken oft, als hätten sie schon als Klopapier herhalten müssen. Ekelhafte Lappen, die seit ewigen Zeiten in Umlauf sein müssen.
Alle paar Ecken stehen Klöster mit den üblichen Mönchen, die vor ihren goldenen Stupas Laub rechen oder in der Hängematte chillen. Eine seltsame Art, den Tag zu verbringen. Die restliche Zeit werden sie wohl beten, meditieren oder fernsehen, ehe sie frühmorgens wieder auf Schnorrtour gehen.
An der Rezeption meines Hotels miete ich mir einen Roller. Wie in der Bank auch hier das Gefühl, als ob der Angestellte aus dem Fernseher oder aus einer anderen Realität heraus mit mir sprechen würde, ein völlig unwirkliches Erlebnis. ZORC! Ich stehe noch total neben mir.
Aber cruisen geht. Mit dem Moped fahre ich durch den Markt und später den Fluß Thanlwin entlang, dann weiter zu einer verfliesten Tempelhöhle dreißig Kilometer außerhalb. Meine Maps.me-App funktioniert leidlich, zumindest sobald ich die Stadt verlassen habe.
Ein freistehender Karstfelsen mitten in der Ebene, der Eingang zur Höhle hoch oben und über Stufen erreichbar. Über Lautsprecher lamentiert jemand wie üblich eine endlose Litanei und stört den Frieden. In schmuddeligen Becken mit heißem Wasser baden Menschen, oben in der Höhle beten sie die unzähligen Buddhastatuen aus Marmor an. Ich setze mich unten in den Schatten und schaue ein Weilchen, gelegentlich muß ich Hände schütteln.
Weil ich gerade so gut am Schauen bin, gebe ich mir auch gleich den Sonnenuntergang direkt am Fluß, der die Landschaft in herrlich rotes Licht taucht. Holzkutter knattern vorbei. Am Nachtmarkt viele Holländer und ein paar Löffel Nudelsuppe für mich.

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