30.12.,
Lombok, Sumbawa Besar
In voller
Montur wegen der vielen Gelsen im Zimmer geschlafen, erholsame Nachtruhe sieht
anders aus. Wurscht, der Wecker läutet schon zum nächsten Termin. Unser
heutiger Tourguide Rizal fährt uns zu einer kleinen Anlegestelle, von wo wir
mit einem Auslegerboot zu einer Insel gebracht werden. Am Handy zeigt er uns Videos
vom gestrigen Stockkampf, den wir knapp verpasst haben. Einmal im Monat
versammelt man sich in großem Kreis am Strand, um indonesischen Sparversionen
von Gladiatoren dabei zuzusehen, wie sie mit Bambusstöcken aufeinander
eindreschen. Kann das zur Verteidigung verwendete Schild die wuchtigen Schläge
nicht abwehren, fließt schnell Blut. Die Kämpfer sind gezeichnet von Striemen
und anderen Wunden. Der Sieger legt, falls noch in der Lage dazu, nach seinem
Sieg ein Tänzchen hin. Wetten ist bei der streng moslemischen Bevölkerung nicht
angesagt. Hat sich jemand gut geschlagen, lässt man ihm vielleicht ein
Geldgeschenk zukommen.
Am Strand
und im Wasser wuselt es vor asiatischen Ausflüglern in Schwimmwesten, die nach
altbewährter Art im hüfthohen Wasser treiben und darauf hoffen, dass ihnen zahlreiche
maritime Exoten vor die Tauchmaske schwimmen. Dabei helfen soll altes
Toastbrot, das zum Anlocken von Fischen ausgegeben wird. Hundert Meter weiter
entdecken wir zufällig den herrlichsten Korallengarten, der sich über die
angrenzende, menschenleere Bucht erstreckt. Protected Area, meint Rizal später,
die Korallen müssten erst wachsen. Na ja, so lange möchte ich dann doch nicht
warten. Lunch gibt´s auf der Nachbarinsel, nämlich frisch gegrillten Fisch, den
wir uns vom Festland mitgenommen haben, mit scharf und Wasserspinat und einer
Kokosnuss. Eine Stunde nachdem ich bemerkt habe, dass ich meinen Schwimmanzug
am Strand vergessen habe, ist er auch schon weg. Shit! Einer von den
hauptberuflich hier herumlungernden und auf Pfosten wie mich wartenden
Gestalten hat es heute gut erwischt und ich werde für die restliche Zeit zum
Schutz gegen die Seeläuse in Shirt und Trainingshose schnorcheln gehen, wie in
den alten Zeiten. Heute brennt die Sonne, obwohl angeblich Regenzeit ist. Der
Hafen zwischen Lombok und Sumbawa ist schon seit Tagen wegen rauer See gesperrt
und nur die großen Fähren dürfen auslaufen. Damit fallen unsere Pläne ins
Wasser, von hier ein Boot nach Komodo zu chartern. Das ist bitter, zumal die
östliche Nachbarinsel Sumbawa touristisch so gut wie nicht erschlossen ist und
es über zwanzig Stunden dauert, sie über Land zu durchqueren. Für heute
jedenfalls nehmen wir den Abendbus in die Provinzhauptstadt Sumbawa Besar, von
wo wir uns morgen nach Norden zur Insel Pulau Moyo durchzuschlagen gedenken.
Acht Stunden Fahrzeit sind anberaumt, geplante Ankunft: Mitternacht. Bevor der
Bus auf die Fähre fährt, wird er noch von fliegenden Händlern geentert. Wir
erstehen Reis mit Zubehör im Bananenblatt, dann gehen wir für die Dauer der
Überfahrt an Deck. Hell erleuchtete Schiffe liegen inmitten totaler Finsternis
im Hafengelände vor Anker, unsere Fähre gleitet beinahe unbeleuchtet an ihnen
vorbei. Sehr atmosphärisch. Zwei Einheimische gesellen sich zu uns. Das
Gespräch erschöpft sich relativ rasch, dem ausgegrabenen Wortschatz
entsprechend: Big, happy, America und
Australia.