2.12., Von Tingmosgang
nach Tar
Wieder ein
Kloster am Weg, wo sich dereinst des öfteren der König aufzuhalten geruhte.
Deswegen auch mit Mauern verbundene Wehrtürme ringsum. Durch Zufall wurde
kürzlich bei Straßenbauarbeiten der Eingang zu einem geheimen Tunnel
freigelegt, der von einem Ende der Mauer steil nach unten führt. Wir quetschen
uns durch einen niedrigen Eingang und tasten uns mit unseren Stirnlampen in die
Tiefe. Eng und stickig ist es, die Steine laufen über unseren Köpfen spitz
zusammen, während wir uns langsam vortasten. Ein Wasserbecken versperrt nach
vielleicht fünfzig Metern den weiteren Verlauf und bis jetzt hat scheinbar noch
niemand erforscht, wie es weiter geht. Wieder an der Oberwelt jagt ein
unausgelasteter Hund eine kleine Herde wilder Gazellen den steilen Berghang
hoch, die wohl wegen des Wassers bis fast zur Siedlung abgestiegen sind, ist
aber gänzlich chancenlos. Wir folgen einem tiefen, von steilen Felswänden
flankierten Canyon, durch den ein beschaulicher Bach plätschert, bis wir zum
Häuschen einer Krankenschwester kommen, wo wir heute schlafen werden. Ein
prähistorisches Stethoskop ist ihr einziges medizinisches Gerät. Hauptsächlich
gibt sie kostenlose Medikamente aus, selten hilft sie bei unerwarteten Entbindungen.
Um kranke Tiere kümmert sie sich auch, so eng sieht man das hier nicht. Ihr
Mann ist auswärts beim Militär, sie lebt hier mit den Eltern. Der Schneeleopard
treibt auch hier sein Unwesen, belagert das Dorf schon über eine Woche. Wir
schlürfen Chang mit Mehl im Winterzimmer und genießen die Wärme. Dashi, die
Wirtin, hobelt indes Kraut und Karotten für Momos, macht noch einen Dip mit
Koriander und Chilis dazu, vorher wird Erbsensuppe gereicht. Dauert ewig,
schmeckt herrlich. Dann findet sich noch Rum aus Militärbeständen, den wir
ihrem abwesenden Mann schamlos wegsaufen.
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