Montag, 5. Dezember 2016



2.12., Von Tingmosgang nach Tar
Wieder ein Kloster am Weg, wo sich dereinst des öfteren der König aufzuhalten geruhte. Deswegen auch mit Mauern verbundene Wehrtürme ringsum. Durch Zufall wurde kürzlich bei Straßenbauarbeiten der Eingang zu einem geheimen Tunnel freigelegt, der von einem Ende der Mauer steil nach unten führt. Wir quetschen uns durch einen niedrigen Eingang und tasten uns mit unseren Stirnlampen in die Tiefe. Eng und stickig ist es, die Steine laufen über unseren Köpfen spitz zusammen, während wir uns langsam vortasten. Ein Wasserbecken versperrt nach vielleicht fünfzig Metern den weiteren Verlauf und bis jetzt hat scheinbar noch niemand erforscht, wie es weiter geht. Wieder an der Oberwelt jagt ein unausgelasteter Hund eine kleine Herde wilder Gazellen den steilen Berghang hoch, die wohl wegen des Wassers bis fast zur Siedlung abgestiegen sind, ist aber gänzlich chancenlos. Wir folgen einem tiefen, von steilen Felswänden flankierten Canyon, durch den ein beschaulicher Bach plätschert, bis wir zum Häuschen einer Krankenschwester kommen, wo wir heute schlafen werden. Ein prähistorisches Stethoskop ist ihr einziges medizinisches Gerät. Hauptsächlich gibt sie kostenlose Medikamente aus, selten hilft sie bei unerwarteten Entbindungen. Um kranke Tiere kümmert sie sich auch, so eng sieht man das hier nicht. Ihr Mann ist auswärts beim Militär, sie lebt hier mit den Eltern. Der Schneeleopard treibt auch hier sein Unwesen, belagert das Dorf schon über eine Woche. Wir schlürfen Chang mit Mehl im Winterzimmer und genießen die Wärme. Dashi, die Wirtin, hobelt indes Kraut und Karotten für Momos, macht noch einen Dip mit Koriander und Chilis dazu, vorher wird Erbsensuppe gereicht. Dauert ewig, schmeckt herrlich. Dann findet sich noch Rum aus Militärbeständen, den wir ihrem abwesenden Mann schamlos wegsaufen.

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