6.12., Leh,
Delhi, Bangkok
Es ist dann
doch eine Bar mit Wi Fi geworden, also eigentlich war es ein heruntergekommenes
Kellerlokal mit Frauenwrestling im TV und betrunkenen Lemuren der Nacht an
speckigen Resopaltischen. Ich würde mich in so ein Loch ja gar nicht
hineinwagen, aber Stanzin bestand darauf, alles seine Freunde. Im Laufe des
Abends machten mir Figuren aller Art und Bewusstseinszustände ihre Aufwartung.
Der letzte war ein kleiner Tibeter im Hochglanztrainingsanzug, der mir
schwankend und lallend mit Nachdruck irgendetwas Unverständliches mitzuteilen
hatte. Heute brummt mir ordentlich der Schädel, das Reinheitsgebot wurde wohl
großzügig ausgelegt. Alles haut hin. Der Wecker läutet, der bestellte Taxler
kommt wie ausgemacht, ich bekomme einen Platz im Flieger nach Delhi, obwohl das
Flughafengebäude von hunderten reiselustigen Soldaten belagert ist. Eine
Putzkraft nimmt noch freudig und routiniert meine Wegwerf-Wintersachen entgegen
und mit den letzten Rupies gehen sich ein Tee und ein Samosa aus. Dann wird´s
anstrengend. Bei der Sicherheitskontrolle überprüft der Typ zuerst meine Kamera
und meine Stirnlampe auf ihre Funktion, ok. Dann schaut er in alle Ritzen
meiner Geldbörsen und will von den USB-Sticks die eingefahrenen Stecker sehen,
soll sein. Dann schaut er, ob meine Kulis schreiben? Wer bin ich, James Bond?
Noch zweimal werden ich und auch alle anderen kontrolliert. Direkt vor dem
Flugzeug wachelt mich dann einer aus der Schlange, ich hätte mein Hauptgepäck
nicht „identifiziert“! Ich weiß nicht einmal, was das heißen soll, ihr
Sautrotteln. Mit dem Bus muss ich wieder zurück zum Terminal, bestätige dort,
das es sich bei dem von mir eingecheckten Rucksack um meinen Rucksack handelt,
dann führt mich der Bus gerade noch rechtzeitig wieder aufs Rollfeld und ich
lasse diese kalte Ecke hinter mir. Am Flughafen in Delhi warte ich das erste
Mal seit zwei Wochen nur im Shirt auf meinen Flug nach Bangkok und auch zwei
meiner drei langen Hosen kann ich endlich ausziehen. Der thailändische Taxler
will mich nach alter Manier linken, deckt seinen Taxameter mehr oder weniger
unauffällig mit einem Deckchen zu und will dann ordentlich abkassieren. Heute
nicht, Stefsechef ist auf der Hut. Beim Spaziergang durch die Kao San Road ein
ansprechendes Etablissement nach dem anderen. Alles ist sauber und zivilisiert,
Disneyland für Asienreise. Hinter dem Tempel, im New Siam Guest House, sitzt der Travellex und zischt ein Singha,
der ist aus Prinzip wieder einmal im schmuddeligsten Guesthouse der Stadt
abgestiegen. Mit ihm, einem Bekannten und zwei anderen Figuren feiere ich die
Ankunft in wärmeren Gefilden mit einem Kübel Sangsom-Cola, ein paar Gelsen
haben mich auch schon gestochen.
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